Symbolbild: Wem gehört der Fußball?

Wem gehört der Fußball?

Wirtschaftswissenschaftler erforschen in einem DFG-Teilprojekt die Eigentumsverhältnisse im europäischen Fußball
Symbolbild: Wem gehört der Fußball?
Foto: Jens Meyer (Universität Jena)
  • Forschung

Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien

Jedes Jahr der immergleiche deutsche Meister, jedes Jahr die gleichen Vereine im Halbfinale der Champions League und nun die Pläne für eine „Super League“ der reichsten Clubs in Europa: „Wem gehört der Fußball?“, diese Frage beschäftigt die Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Mike Geppert und Kenny Böswetter von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs-Transregio 294 „Strukturwandel des Eigentums“ untersuchen die beiden Wissenschaftler die Eigentumsverhältnisse in den „Big Five“ des europäischen Fußballs, also in den ersten Ligen in Spanien, England, Deutschland, Italien und Frankreich. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Untersuchung für die Dauer von vier Jahren mit einer Summe von 235.000 Euro.

Der „Fall Hopp“ spielt eine Rolle

„Wir wollen untersuchen, inwieweit die Eigentumsverhältnisse im Fußball die Regeln in den Verbänden beeinflussen“, sagt Mike Geppert. Der Inhaber des Lehrstuhls Strategisches und Internationales Management konstatiert, dass sich die vorherrschenden marktwirtschaftlichen Regeln einzelner Länder im Fußball widerspiegeln. Während in Deutschland mit seiner Idee der sozialen Marktwirtschaft die 50+1 Regel gilt, die verhindern soll, dass Fußballvereine komplett übernommen werden können, gelten etwa in England andere Regeln. Dort würde ein freierer Markt erlauben, dass Sportvereine gekauft werden können. „Wir werden untersuchen, welchen Einfluss Clubeigner, wie etwa Roman Abramowitsch bei Chelsea London, haben“, sagt Mike Geppert.

Beim Blick auf die Bundesliga werde der „Fall Hopp“ eine Rolle spielen, die faktische Übernahme der TSG Hoffenheim durch den SAP-Gründer Dietmar Hopp. Mike Geppert sagt, Hopps Engagement in Hoffenheim werde oftmals als der Sündenfall im bezahlten Fußball in Deutschland dargestellt. Zudem werde dem Newcomer RB Leipzig vorgeworfen, das Modell Hopp kopiert zu haben. Dabei verstelle das den Blick auf die sogenannten Werksclubs in Leverkusen und Wolfsburg.

Bleibt der Fußball in Europa ein öffentliches Gut?

In der Studie „Who owns football?“ wird es auch um die Frage gehen, in welchem Maße der Fußball als öffentliches Gut anzusehen ist. Mike Geppert konstatiert, dass über diese Frage verstärkt seit etwa 20 Jahren debattiert werde. Ein Beleg für die Bedeutung des Fußballs als öffentliches Gut sei sicherlich die Tatsache, dass die europäischen Ligen trotz Corona mehrheitlich weiterlaufen. „Ein wenig hat das etwas von Brot und Spiele“, sagt Prof. Geppert.

Gemeinsam mit Kenny Böswetter, der im Rahmen der Studie seine Doktorarbeit schreibt, wird Mike Geppert in einem zweiten Teil der Arbeit eine Fallstudien-basierte Analyse von Premier League und Bundesliga vornehmen. Sein wissenschaftliches Interesse begründet Prof. Mike Geppert mit der offensichtlichen Tatsache, dass Fußballvereine Wirtschaftsunternehmen immer ähnlicher werden. Privat ist der Wirtschaftswissenschaftler selbst Fan: In der Bundesliga drückt er Union Berlin die Daumen, in der Premier League ist Manchester City sein Verein: „Ich habe mich schon für Manchester City begeistert, als der Verein noch in der zweiten englischen Liga spielte“. Heißt im Klartext, noch bevor der Verein von der Herrscherfamilie des Emirats in Abu Dhabi übernommen wurde.

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Mike Geppert, Prof. Dr.
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