Bärbel Kracke

Prof. Dr. Bärbel Kracke

Professor of Educational Psychology​
Bärbel Kracke
Image: Anne Günther (University of Jena)

Prof. Dr. Bärbel Kracke

»"Wird's besser? Wird‘s schlimmer?" fragt man alljährlich.
Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebens­gefährlich.«

(Erich Kästner)

Werdegang

1988 · Studienabschluss
Technische Universität Berlin

1992 · Promotion
Justus-Liebig-Universität Gießen

2001 · Habilitation
Universität Mannheim

2004 · Erste Professur
Universität Erfurt

2012 · Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Interview

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

Das schönste an der Arbeit als Wissenschaftlerin ist die Freiheit, Themen zu bearbeiten, die einem selbst wichtig erscheinen. Allerdings muss man sich diese Freiheit immer wieder vor Augen halten, da inzwischen Außensteuerung z. B. durch die Themensetzung von Forschungsförderern dazu kommt. Eine Entscheidung für die Karriere als Wissenschaftlerin habe ich im eigentlichen Sinne nicht getroffen. Es gab mehrere Punkte, an denen auch glückliche Umstände dazu beigetragen haben, dass ich dabei geblieben bin.

Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?

Ich habe immer Menschen bewundert, die sich leidenschaftlich für ihre Ziele einsetzen und mutig sind. Menschen, die sich trauen, nicht mainstream zu sein, dabei aber total zuverlässig und humorvoll.

Welche resp. wessen Unterstützung war Ihnen besonders wichtig?

Mir haben meine Familie, mein Mann, meine Freunde, meine Chefs und Kolleginnen und Kollegen, das Habilitationstipendienprogramm der DFG, meine relativ unkomplizierten Kinder, mein Können und Durchhaltewillen, meine Flexibilität sowie Glück geholfen. Und nie ist es nur ein Unterstützer, der besonders wirkt, es kommt auf das Zusammenspiel dieser Faktoren an.

Ist Ihre Karriere gradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?

Ich hatte nie eine klassische Lehrstuhlstelle, sondern entweder Stipendien oder Projektstellen. Ich war auch zwischendurch arbeitslos und habe mir für die Übergangszeit immer eine Frist gesetzt. Wäre innerhalb einer bestimmten Zeit kein Anschluss in Sicht gewesen, hätte ich das Ziel Unikarriere erst einmal aufgegeben. Ich habe auch gerade in der Habilitationszeit ein zweites Standbein aufgebaut, um im Falle des Nichterreichens einer Professur eine befriedigende Alternative zu haben.

Akademische Karrieren sind oftmals von einem großen Maß an Unsicherheit geprägt. War das bei Ihnen auch der Fall – und wie sind Sie damit umgegangen?

­Das Schwierigste ist, dass der Weg zu einer festen ­Position so lange dauert und mit der Phase der Entscheidung für Kinder zusammen fällt. Mit ­Kindern in einer Doppel-Karriere-Beziehung ist es deutlich schwieriger in Sachen Produktivität und Flexibilität mitzuhalten.

Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?

Wie die meisten Vollzeit berufstätigen Frauen mit Partner oder Partnerin und Kindern habe ich ständig ein schlechtes Gewissen. Ich hoffe allerdings, dass ich dadurch, dass ich durch meinen Beruf zufrieden bin und interessante Dinge mit nach Hause bringe, einfach auch für meine Familie ein attraktives Familienmitglied bin. Ob das gelungen ist, wird sich erst auf lange Sicht zeigen.

Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen?

Am wichtigsten ist es, die Dinge zu tun und die Themen zu verfolgen, die man wirklich für sinnvoll hält. Zudem finde ich es wichtig, den berühmten Plan B zu haben und immer daran zu denken, nicht grundsätzlich an sich zu zweifeln. Zudem halte ich für zentral, sich in jeder Phase der ­wissenschaftlichen Karriere auch in Gremien ­einzusetzen, um die Perspektive von Wissenschaftlerinnen einzubringen.