Lehre neu denken

Lehre DER ZUKUNFT

Newsletter Lehre 03 2020
Lehre neu denken
Foto: Pixabay

Universitäres Netzwerk „Digitale Kompetenzen für die Arbeitswelt heute und morgen“ gegründet

Tastatur mit Graduiertensymbol auf der Entertaste
Tastatur mit Graduiertensymbol auf der Entertaste
Foto: athree23 | pixabay

Die Lehre der Zukunft muss digitale Kompetenzen vermitteln. Diese fallen aber nicht wie Manna vom Himmel, sondern müssen gezielt und fachorientiert in die Curricula der Studiengänge eingeführt werden. Die Stabsstelle Digitale Universität hat in Kooperation mit der Akademie für Lehrentwicklung die Veranstaltungsreihe „Digitale Kompetenzen für die Arbeitswelt heute und morgen“ initiiert. Zum Abschluss der Auftaktveranstaltung am 15. Oktober 2020 wurden verschiedene Akteure, die im Bereich "Digitale Kompetenzen im Studium" an der Universität aktiv sind zu einem ersten Netzwerktreffen eingeladen.

 

Wir müssen unseren Studierenden das Rüstzeug vermitteln, das in immer stärker von der Digitalen Transformation geprägten Forschungs- und Arbeitsumfeldern benötigt wird. Dies gilt vor allem für Kompetenzen zum kritischen und sicheren Umgang mit Daten. Natürlich variieren die thematischen Schwerpunkte und die Art der Wissensvermittlung jedoch von Fach zu Fach. Mit dem Auftakttreffen haben wir daher einen ersten Impuls gesetzt, um den Aufbau neuer Lehrangebote interdisziplinär und gemeinsam anzugehen.

Dr. Frederik Schulz (Leiter der Stabsstelle Digitale Universität)

Digitalisierung ist weit mehr als Pdf-Dokumente und Excel-Tabellen: Wie die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bei der Förderung von digitalen Kompetenzen den Spagat zwischen Verbindlichkeit und Freiwilligkeit schafft

Digitalisierung in den Wirtschaftswissenschaften
Digitalisierung in den Wirtschaftswissenschaften
Foto: Stefan Fedtke

Einhergehend mit neuen Technologien und Möglichkeiten haben sich die Jobanforderungen an Einsteigerinnen und Einsteiger in unterschiedlichen Berufsfeldern drastisch verändert. In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt erscheinen das Verständnis für digitale Zusammenhänge und automatisierte Technologien sowie der Umgang mit Software mittlerweile unerlässlich für die Berufsbefähigung von Absolventinnen und Absolventen. Besonders deutlich zeigt sich diese Transformation in den Berufen, die Studierende mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss anstreben. Der Umgang mit Textverarbeitungsprogrammen und Präsentationssoftware sowie webbasierten Systemen gehört zu den geforderten Grundkenntnissen. Selbst der sichere Umgang mit Tabellenkalkulationsprogrammen zählt nicht mehr zu den besonderen Fähigkeiten. Um heute im Job Erfolg zu haben, braucht es vielmehr ein Verständnis dafür, was Digitalisierung in einem Berufsfeld genau bedeutet und was sich durch die digitale Transformation verändern lässt.

Das DigiLab-Zusatzzertifikat als besondere Berufsbefähigung

Um die Erfolgsaussichten der Studierenden zu erhöhen und sie verstärkt an Lehrinhalte mit digitalem Bezug heranzuführen, hat die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät 2019, gefördert durch die Universitätsleitung, das DigiLab ins Leben gerufen. Studierende, die durch die Auswahl belegter Module besonders viele methodenbasierte und anwendungsorientierte Kurse, u.a. mit Softwar-Einsatz, besucht haben, erhalten ein attraktives Zusatzzertifikat zu ihrem Abschlusszeugnis. Dieses kann bei Bewerbungen als Alleinstellungsmerkmal der Jenaer Absolventinnen und Absolventen wirken, denn es bescheinigt eine besondere Berufsbefähigung in der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt.

Digitale Transformation der gesamten Fakultät

Zu Beginn des Projektes wurden zunächst alle Lehrveranstaltungen im Angebot genauer unter die Lupe genommen. In enger Zusammenarbeit haben alle Lehrstühle ihre Module in Bezug auf digitale Inhalte, insbesondere den Umgang mit Softwaresystemen, bewertet und ermittelt, in welchem Umfang derartige Kompetenzen bereits vermittelt werden. Zudem hat man sich Gedanken darüber gemacht, wie Lehrveranstaltungen modifiziert werden können und an welchen Stellen zusätzliche Module erforderlich sind. Im Sommer 2019 konnte man an der Fakultät bereits ein Portfolio mit über 30 Lehrveranstaltungen anbieten, in denen Studierende Punkte im Rahmen des Zertifikatsprogramms sammeln können. Durch das gemeinsame Projekt motiviert, wurden Kurse kontinuierlich weiterentwickelt und sogar neue Module explizit für das Programm konzipiert. Ende 2020 ist die Liste der DigiLab-fähigen Kurse bereits auf über 50 Module angewachsen. Studiendekan Prof. Dr. Armin Scholl berichtet begeistert: „Es war erstaunlich, wie schnell und intensiv sich alle an der Fakultät für das Projekt engagiert haben.“

Der richtige Mix aus Verbindlichkeit und Freiwilligkeit

Auch bei den Studierenden kommt das Zertifikatsprogramm sehr gut an. Im Rahmen des Regelstudiums sind bereits zahlreiche DigiLab-Kurse enthalten, sodass alle gefordert sind, sich mit entsprechenden Inhalten auseinanderzusetzen. Wenn man sich vertieft Softwarekenntnisse aneignen möchte, kann man im Rahmen von Wahlmöglichkeiten innerhalb des Studienprogramms DigiLab-Kurse besuchen und so mehr Zertifikatspunkte sammeln. Um sich noch intensiver mit der Materie auseinanderzusetzen, kann darüber hinaus auch jeder DigiLab-Kurs unabhängig vom Studienplan belegt werden. Je nachdem wie viele Punkte die Studierenden gesammelt haben, kann eine der vier Zertifikatsstufen Basic, Intermediate, Advanced oder Expert erreicht werden. Arbeiten die Studierenden auch in einer Abschlussarbeit selbstständig und umfangreich mit einem Softwaresystem, können sie ihr Zertifikat sogar zu einer Plus-Stufe aufwerten. Danny Pilz, ehemaliger Wiwi-Student und erfolgreicher Zertifikatsteilnehmer sagte dazu: „Ich fand es toll, dass das Programm so flexibel ist. Einige Kurse müssen durchlaufen werden und man bekommt so einen ersten Eindruck von digitalen Inhalten. Dann kann man frei entscheiden, was einen am meisten interessiert und sich zudem mehr Punkte sichern.“ 

Besonders viel Wert wurde daraufgelegt, dass alle Studierenden der Fakultät sich angesprochen fühlen, unabhängig vom konkreten Studiengang und der Schwerpunktwahl. Das DigiLab-Programm kann von allen Studierenden der Fakultät genutzt werden. „Das hat zudem die Verwaltung deutlich vereinfacht“, erläutert Projektleiter Dr. Stefan Fedtke. „Wir mussten nicht für jeden Studiengang einzeln entsprechende Regularien definieren, sondern konnten für alle die gleichen Voraussetzungen schaffen. Zumal sich dadurch auch zeigt, dass es sich um ein kompetenzorientiertes Zertifikat handelt, losgelöst vom Studienabschluss“.

Pilotcharakter für andere Fakultäten

Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät möchte Ihre Erfahrungen auch mit den anderen Fakultäten teilen, um so die Verflechtung von digitalen Inhalten im Curriculum in weiteren Fachbereichen zu unterstützen. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der Stabsstelle Digitale Universität, der Akademie für Lehrentwicklung und des Michael-Stifel-Zentrums hatten im Oktober mehrere Fakultäten/Institute die Gelegenheit, sich zum Thema „Digitale Kompetenzen für die Arbeitswelt heute und morgen“ auszutauschen und es konnten, trotz fachlich bedingter Unterschiede, zahlreiche Überschneidungen und Anknüpfungspunkte zum DigiLab gefunden werden. Auch im  Workshop „Zwischen Verbindlichkeit und Freiwilligkeit“ war man sich einig, dass eine verbindliche Integration von digitalen Kompetenzen in das Curriculum notwendig ist.

Weitere Informationen zum DigiLab finden Sie hier: https://www.wiwi.uni-jena.de/digilab.html

Kontakt: digilab@uni-jena.de

Den planvollen und kritischen Umgang mit Daten vermitteln - Neues Projekt zur Entwicklung eines Lehrkonzepts für Data Literacy​

Hände mit Laptop nd virtueller Weltkarte
Hände mit Laptop nd virtueller Weltkarte
Foto: Jannystockphoto by Freepik

Auch bei dem im Juni dieses Jahres gestarteten Projekt zur Entwicklung eines Lehrkonzepts für Data Literacy (Datenkompetenzen) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena spielt die Vermittlung digitaler Kompetenzen eine zentrale Rolle. Data Literacy beschreibt in diesem Zusammenhang die immer wichtiger werdende Fähigkeit, planvoll und kritisch mit Daten umgehen zu können. Durch die zunehmende Digitalisierung aller Bereiche der Gesellschaft gewinnen digitale Technologien im täglichen Leben, aber vor allem auch in den verschiedenen Phasen der Arbeit an und mit Daten, wie der Erfassung, dem Management sowie der Analyse, Visualisierung und Publikation, immer mehr an Bedeutung. Dabei reichen die notwendigen Kompetenzen von fächerübergreifenden Grundlagen zum Verständnis und der Handhabung digitaler Werkzeuge bis hin zur Bearbeitung von fachspezifischen Problemen unter Verwendung von entsprechender Software. Andererseits spielen auch gesellschaftliche und rechtliche Aspekte bei der Nutzung von Technologien eine wichtige Rolle bei der Arbeit mit Daten.

Ziel des Projektes ist es, Data-Literacy-Kompetenzen im Curriculum aller Studierenden an der Uni Jena unter Berücksichtigung der fachlichen Anforderungen und persönlichen Interessen zu verankern. Für die Entwicklung und Umsetzung des Projektes ist daher eine intensive Zusammenarbeit mit den Lehrenden aus den verschiedenen Fachbereichen unerlässlich.

Die Auftaktveranstaltung „Digitale Kompetenzen für die Arbeitswelt heute und morgen“ bot einen guten Ausgangspunkt für die Vernetzung relevanter Akteure. Zusammen mit Interessierten aus verschiedenen Fachbereichen der Universität erfolgte in diesem Rahmen bereits ein erster Austausch, um fächerübergreifende und fachspezifische Kompetenzen zu identifizieren und Rahmenbedingungen für eine mögliche Einbindung in die Studiengänge zu diskutieren. In Zukunft soll auf dieser Basis ein kontinuierlicher Austausch etabliert werden. Dabei sollen auch die Anknüpfungspunkte zu dem momentan in Aufbau befindlichen Zertifikatsprogramm für Data Literacy erörtert werden.

Möchten Sie mehr über das Programm erfahren oder sich gerne aktiv an der Weiterentwicklung beteiligen, können Sie die Verantwortlichen des Projekts (Volker U. Schwartze und Barbara Aehnlich) unter dataliteracy@uni-jena.de kontaktieren. Weitere informationen finden Sie auf den Projektseiten en.

Planspiele zur Vermittlung digitaler und interkultureller Kompetenzen nutzen

Mathilde Berhault und Prof. Dr. Jürgen Bolten vom Bereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation.
Mathilde Berhault und Prof. Dr. Jürgen Bolten vom Bereich Interkulturelle Wirtschaftskommunikation.
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Professor Jürgen Bolten, Inhaber der Professur für Interkulturelle Wirtschaftskommunikation, engagiert sich schon seit vielen Jahren im Bereich des E-Learnings. In der letzten Ausgabe des Newsletters für Lehre hat er bereits sein Konzept für kollaboratives und jahrgangsübergreifendes Lernen vorgestellt (Link). Nun hat er sich gemeinsam mit mehreren Partnerhochschulen erfolgreich um eine Förderung im Rahmen des Projekts „International Virtual Academic Collaboration“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes beworben. Das Projekt wir bis Ende 2021 mit rund 130.000 Euro vom Bund gefördert. 

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