Denomination: Klinische Psychologie des Kindes- und Jugendalters
zuvor: Humboldt Universität Berlin
Denomination: Klinische Psychologie des Kindes- und Jugendalters
zuvor: Humboldt Universität Berlin
Denomination: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre / Finance
zuvor: TU Cottbus-Senftenberg
Denomination: Optisches Systemdesign und Simulation
zuvor: Hensoldt AG, Oberkochen
Denomination: Datengetriebene Glaswissenschaften
zuvor: University of São Paulo | BRA
Denomination: Physik und ihre Didaktik
zuvor: Friedrich-Schiller-Universität Jena
Denomination: Immunologie
zuvor: Universität Erlangen-Nürnberg
„Quantenmechanik ist anders als das, was uns im Alltag begegnet und sie ist auch schwer mathematisch zu beschreiben“, sagt Prof. Dr. Martin Gärttner. „Wenn wir Quantensysteme mit vielen Teilchen am Computer simulieren wollen, dann ist das schwieriger als bei klassischen Systemen – und das hindert uns daran, manche Phänomene zu verstehen, die z. B. in der Festkörperphysik oder Hochenergiephysik auftreten.“ Um solche Quantensysteme, die sich nur eingeschränkt im Labor untersuchen oder am Computer simulieren lassen, zu erforschen, braucht es die Quantensimulation. Und genau damit beschäftigt sich Gärttner, der seit September 2023 Professor für Theorie der Quanteninformation (mit Tenure Track) an der Universität Jena ist.
„Die Idee ist, dass wir Quantensysteme im Labor in einer kontrollierten Umgebung nachbauen und dann praktisch dieses Quantenexperiment als Simulator nutzen können statt eines klassischen Computers“, erklärt der Physiker. Als Theoretiker ist Gärttner vor allem an den quanteninformationstheoretischen Grundlagen interessiert – das Experiment betreiben am Ende andere. Seine Aufgabe sieht er darin, Methoden zu finden, um die Quantensimulatoren besser zu verstehen und so effizienter zu machen.
Auch wenn er in der Grundlagenforschung zu Hause ist, sind es nicht nur reine Neugier und der Spaß, Neues zu entdecken oder Theorien zu erweitern, die Martin Gärttner antreiben: „Für mich ist es schon auch eine Motivation, zu wissen, dass ich an einem Thema arbeite, das Auswirkungen auf gesellschaftlich relevante Technologien hat – auch, wenn ich nicht selbst ‚hands-on‘ einen Beitrag dazu leiste.“ Anwendungen, die durch Quanteneffekte verbessert werden können, sind beispielsweise Kryptographie, Sensorik oder Bildgebung. „Ein großes Thema ist natürlich auch Quantencomputing, auch hier in Jena gibt es Anstrengungen, mit Photonen Quantencomputer zu bauen“, sagt Gärttner. „Aber bei allen Plattformen für Quantencomputing gibt es technische Hindernisse, die noch überwunden werden müssen – es bleibt also noch viel zu tun.“
Der 38-Jährige, der ursprünglich aus der Nähe von Heilbronn kommt, freut sich, seine Forschung nun an der Friedrich-Schiller-Universität fortsetzen zu können. „Hier sind so viele junge Menschen, die tolle Sachen machen und es ist so viel in Bewegung, gerade auf dem Gebiet der Quantentechnologie.“ Mit nach Jena gezogen ist Gärttners Arbeitsgruppe, die er an der Universität Heidelberg aufgebaut hat. Hier hat er auch Physik studiert und später promoviert, sammelte aber zwischendurch auch Auslandserfahrungen. Nach dem Studium inklusive Auslandssemester in Melbourne (Australien) absolvierte Gärttner einen Forschungsaufenthalt im spanischen Granada und nach seiner Promotion verbrachte er als Postdoc mehr als zwei Jahre am Forschungsinstitut JILA in Boulder (USA), bevor er 2017 an seinen Studienort zurückkehrte. „Heidelberg war immer meine Basis – jetzt ist es Jena.“
Der Ruf an die Friedrich-Schiller-Universität kam genau zum richtigen Zeitpunkt, sagt Martin Gärttner. Hier hat der zweifache Vater die langfristige Perspektive, die er sich gewünscht hat. „Die Wissenschaft ist eben ein pyramidales System und nicht jeder schafft es am Ende, eine Professur zu kriegen. Ich hatte auch Phasen, in denen ich daran gezweifelt habe, ob ich das noch weitermachen will“, erinnert er sich. Umso glücklicher ist er, nun in Jena zu sein, wo er gerne ein Kompetenzzentrum für Quanteninformation mit aufbauen möchte. Außerdem gibt es Bemühungen, an der Uni Jena einen Studiengang für Quantentechnologien zu etablieren. „Wenn das Erfolg hat, will ich mich natürlich auch daran beteiligen, indem ich entsprechende Vorlesungen ausarbeite und durchführe.“
In seinen Lehrveranstaltungen legt Gärttner besonders viel Wert auf das forschungsorientierte Lernen, indem er etwa Übungsaufgaben in aktuelle Forschungskontexte einbettet. „Das motiviert, denn dann weiß man, warum man etwas lernt und wozu das gut ist.“ Auch die kleinen Programmierübungen, die er in die Vorlesungen integriert, kommen bei den Studierenden gut an. Statt 90 Minuten Tafelvortrag will er die Teilnehmenden dazu animieren, sich aktiv zu beteiligen. Entgegen kommt ihm dabei, dass die Physikalisch-Astronomische Fakultät in Jena um einiges kleiner ist als die in Heidelberg. „Das ist zwar schon eine Umstellung, aber es macht Spaß, mit einer kleineren Gruppe zu arbeiten – da kann man ganz anders auf die Einzelnen eingehen.“
In Jena haben sich Gärttner und seine Familie gut eingelebt. Seine Freizeit verbringt der 38-Jährige am liebsten an der frischen Luft, z. B. beim Joggen oder Fahrradfahren. Nur eines vermisst er in der Stadt an der Saale: „Ich bin ein Bergmensch – leider bin ich jetzt etwas zu weit weg von den Alpen. Aber um Jena herum kann man auch schön wandern.“
Laura Weißert
Denomination: Neurologie
zuvor: Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr. Janine George von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ist zur Professorin für Materialinformatik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ernannt worden. Die Ernennung erfolgt gemeinsam mit der BAM, an der George weiterhin die Nachwuchsgruppe Computergestütztes Materialdesign leitet.
Schwerpunkt der Professur an der Physikalisch-Astronomischen Fakultät der Universität Jena ist die Frage, wie sich mit Methoden der Künstlichen Intelligenz, maschinellem Lernen und Hochdurchsatzrechnungen die Entwicklung neuer Materialien vorantreiben und beschleunigen lässt.
Inzwischen können deren Eigenschaften voraussetzungsfrei am Computer vorhergesagt werden, ohne dass sie im Labor synthetisiert und experimentell charakterisiert werden müssen. Das ermöglicht es, viel schneller nach neuen Werkstoffen für die Energiewende, z. B. für Batterien oder für Solarzellen, zu suchen. Gleichzeitig lassen sich dabei Kosten sparen sowie gezielt Aspekte wie Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit berücksichtigen.
„Die Ernennung eröffnet mir die Chance, das innovative und interdisziplinäre Forschungsgebiet der Materialinformatik, das Materialwissenschaften, Informatik und Datenwissenschaften miteinander verbindet, in Lehre und Forschung an der Universität Jena zu etablieren und mit Studierenden und Forschenden im Bereich der computer- und datengetriebenen Materialwissenschaft eng zusammenzuarbeiten. Die Berufung nach dem Thüringer Modell erlaubt es mir zudem, meine Arbeit an der BAM, einer exzellenten außeruniversitären Forschungseinrichtung des Bundes, fortzusetzen“, sagt Prof. George.
„Die durch Janine George etablierte enge Beziehung zur BAM ist für uns sehr wichtig“, unterstreicht der Dekan der Physikalisch-Astronomischen Fakultät Prof. Dr. Ulf Peschel und ergänzt: „Darüber hinaus wird uns Frau George dabei unterstützen, in Forschung und Lehre unser Profil durch den sich gerade rasant entwickelnden Bereich der Materialinformatik zu ergänzen und damit ein Studium an unserer Fakultät noch attraktiver zu machen.“
Janine George hat vor ihrer Tätigkeit an der BAM an der RWTH Aachen und der belgischen Université Catholique de Louvain im Bereich der computergestützten Festkörperchemie, der Festkörperphysik und der Materialwissenschaften geforscht. In ihrer Promotion an der RWTH Aachen beschäftigte sie sich mit dichtefunktionaltheoretischen Betrachtungen intermolekularer Wechselwirkungen und thermischer Bewegung in Molekülkristallen und metallorganischen Verbindungen. Die Lehrtätigkeit in Jena wird sie zum Vorlesungsstart am 16. Oktober aufnehmen.
Ralf Berhorst/Axel Burchardt
Denomination: Systemsoftware
zuvor: Universität Amsterdam | NL
Denomination: Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Digitalisierung und Öffentlichkeit
zuvor: University of Science and Technology Trondheim | NOR
Ein „Wörterbuch“ für Metaphern aus der Bibel klingt nach einer Lebensaufgabe und Prof. Dr. Ulrike Kaiser gibt zu, dass sie ihre Forschungsthemen wahrscheinlich für die nächsten zehn Jahre beschäftigen werden. Die Theologin folgte vor kurzem dem Ruf an die Friedrich-Schiller-Universität Jena auf die Professur für Neues Testament. Obgleich die 51-jährige Wissenschaftlerin bereits ihre Habilitation über Metaphern rund um den Begriff der Wiedergeburt geschrieben hat, lässt sie dieses Thema bis heute nicht los. „Viele Metaphern sind über die Jahrhunderte so fließend in unseren Sprachgebrauch übergegangen, dass man meint, sie nicht ‚übersetzen‘ zu müssen. Doch wenn in der Bibel von ‚Gott hat uns geboren‘ die Rede ist, bedarf es einer Erklärung“, findet die gebürtige Dresdnerin.
Obwohl Kaiser aus einem Pfarrhaushalt stammt, kam ein Theologiestudium anfänglich nicht für sie infrage. „Aber letztlich führten mich die Werkinterpretationen in meinem Germanistikstudium immer näher zur Theologie und vor allem zu dem präzisen Auslegungsinstrumentarium der biblischen Exegese“, erzählt sie von ihren Anfängen. Ein Doppelstudium der Literatur und Evangelischen Theologie war die Folge.
Die Begeisterung für die metaphorische Sprache in christlichen Texten möchte Kaiser zukünftig auch an die Jenaer Studierenden weitergeben. Aktuell bietet sie dazu ein Seminar rund um Kinder im Neuen Testament an. Neben metaphorischen Aussagen – zum Beispiel über das Reich Gottes, das man „wie ein Kind annehmen“ soll – geht es um Besonderheiten des frühchristlichen Verständnisses von Familienbanden und um die sozialgeschichtliche Position der Kinder. Neben dem Kindsein in der Antike beschäftigt die Neutestamentlerin sich zudem mit der religionspädagogischen Frage, wie man Kindern und Jugendlichen heutzutage christliche Traditionen und Geschichten näherbringen kann – sie setzt dabei auf eine spielerisch-kreative Art, etwa das Konzept „Godly Play“, für das sie zertifizierte Fortbildnerin ist. „Mit Hilfe von Materialien aus Stoff, Holz oder Filz sollen biblische Geschichten nicht nur erzählt, sondern greifbar gemacht werden“, erläutert Kaiser.
An die Friedrich-Schiller-Universität Jena kam sie gerne, da sie sich in der Theologischen Fakultät und darüber hinaus mit vielen Kolleginnen und Kollegen austauschen kann: „Das ist wirklich eine Bereicherung, da das Team an meiner vorherigen Stelle an der Technischen Universität in Braunschweig sehr klein war.“
Gerne würde Prof. Kaiser auch eine weitere Leidenschaft in Jena ausleben. „Ich liebe die Arbeit mit den alten Sprachen. Latein, Altgriechisch und Hebräisch waren Teil des Studiums. Aber Koptisch, die letzte Entwicklungsstufe der ägyptischen Sprache, faszinierte mich so sehr, dass ich meine Promotion über Funde frühchristlicher koptischer Texte aus der Wüste von Nag Hammadi schrieb“. Daher würde sie gerne einen Lektürekreis für Koptisch ins Leben rufen und weiter an Apokryphenfunden arbeiten.
Neben der vielen Zeit, die Ulrike Kaiser in Lehre und Forschung verbringt, spielt sie in ihrer Freizeit gerne (Alte) Musik und schätzt die Erholungsmöglichkeiten in ihrer neuen Heimat. Die Mutter von zwei Kindern freut sich auf Wanderungen, Fahrradtouren und darauf, dass ihr Mann – von Beruf Pfarrer – hoffentlich bald aus Berlin nach Thüringen wechseln kann. „Ihm wird der Umzug vermutlich weniger schwerfallen als unserer zugelaufenen Katze“, ist sich Kaiser sicher.
Janine Kalisch
Die Lebenserwartung der Menschen ist in den westlichen Ländern seit Jahren gestiegen. Eine erfreuliche Entwicklung, die jedoch ihre Schattenseiten hat: „Das Alter ist das größte Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Morbus Huntington“, sagt Prof. Dr. Janine Kirstein. Die aus Cottbus stammende 45-jährige Wissenschaftlerin ist neue Professorin für Biochemie des Alterns. Sie forscht und lehrt am Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ihre Motivation bringt Janine Kirstein auf den Punkt: „Wir möchten verstehen, welche Mechanismen diese Krankheiten des Alters auslösen, weil wir nur mit diesem Wissen geeignete Therapien entwickeln können.“
Das Hauptaugenmerk von Janine Kirstein und ihrer Forschungsgruppe gilt Störungen im Protein-Stoffwechsel, die dazu führen, dass zunächst einzelne Nervenzellen und dann ganze Gehirnareale absterben. Bei isolierten Proteinen lasse sich im Labor beobachten, dass einzelne Proteine nicht korrekt gefaltet sind und zu Verklumpungen neigen, die sich immer mehr ausweiten. Letztlich verlaufen diese neurodegenerativen Erkrankungen immer tödlich, so Janine Kirstein.
Ein möglicher Schlüssel, diese Prozesse zu beeinflussen, könnten die sogenannten molekularen Chaperone sein. Der Begriff entstammt dem Französischen und bedeutet sinngemäß „Anstandsdame“ und meint Proteine, die unerwünschte Kontakte zwischen Proteinen verhindern sollen. „Gelänge es, diese molekularen Chaperone im Alter zu stärken, könnten sich die Fehlfaltungen und Verklumpungen verlangsamen lassen“, sagt Prof. Kirstein. Doch sei das noch Zukunftsmusik. Vorerst geht es darum, die Prozesse zu beobachten und zu verstehen.
Janine Kirstein und ihr Team setzen dabei auf einen Modellorganismus namens Caenorhabditis elegans oder einfach C. elegans. Es handelt sich um einen winzigen Fadenwurm, der im Erdreich lebt und sich vorrangig von Bakterien ernährt. Die Würmer werden ca. einen Millimeter groß und sie leben etwa einen Monat und damit lassen sich Alterungsprozesse im Labor wie in einem Zeitraffer verfolgen. Wie Janine Kirstein erläutert, kommen sie vorwiegend als Zwitter vor. Besonders günstig für die Forscher: Die Nachkommen von C. elegans sind alle genetisch identisch. Damit seien sie hervorragend für Versuche geeignet, sagt Janine Kirstein: „Wir können das Erbgut des Wurms verändern und uns live die pathologischen Veränderungen anschauen.“
Janine Kirstein hat in Greifswald Biologie studiert und ihre Diplom-Arbeit über Stressfaktoren geschrieben. Während des Studiums sei ihre Begeisterung für die molekulare Biologie geweckt worden, sagt sie. Die schiere Menge an Nichtwissen in diesem Forschungsfeld sei für sie bis heute Ansporn, immer wieder Neuland zu betreten. Eine Sicht auf die Forschung, die sie ihren Studierenden zu vermitteln sucht: „Sie sollen lernen, selbst Wissenschaftler zu sein, ihre Neugier auszuleben.“ Ihr eigener Weg führte zunächst über Heidelberg nach Berlin an die Freie Universität. Ihre Promotion 2007 trug den Titel „Regulation of the AAA+ protein ClpC by adaptor proteins“ und wurde mit „summa cum laude“ ausgezeichnet.
Als Postdoc ging Janine Kirstein in die USA an die Northwestern University in Chicago, wo sie ab 2009 auch als Dozentin tätig war. In den USA erlernte sie das Handwerkszeug im Umgang mit C. elegans und entwickelte Imaging-Verfahren, mit denen der transparente Fadenwurm lebendig unter dem Mikroskop erforscht werden kann. Weitere Stationen führten Janine Kirstein ans Leibniz-Institut für molekulare Pharmakologie in Berlin, wo sie u. a. als Projektleiterin eines Sonderforschungsbereichs und des NeuroCure Excellence Clusters tätig war.
Ihren ersten Ruf auf eine Professur nahm sie 2019 an der Universität Bremen an und seit April dieses Jahres forscht sie nun am Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut und lehrt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ihre Forschungsgruppe ist international besetzt; die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen u. a. aus Brasilien, Nepal, der Türkei, Italien, dem Libanon, Indien und Deutschland. Sie empfinde dieses internationale Team genauso bereichernd wie die Interdisziplinarität der Forschungsfragen und -methoden, sagt Prof. Kirstein.
Ihre Ziele beschreibt Janine Kirstein so: „Wir verstehen schon vieles, was in den Zellen passiert, jetzt geht es darum zu verstehen, warum manche Zellen anfälliger für Degeneration sind.“ Noch sei das Grundlagenforschung, doch wenn diese Prinzipien erkannt sind, könne über Therapien nachgedacht werden. Dabei betont Janine Kirstein: „Wir forschen nicht an der Unsterblichkeit, unser Ziel ist ein langes und gesundes Leben.“ Dabei seien die Forschungsbedingungen in Jena hervorragend, zudem hat sie sich mit dem sechsjährigen Sohn und ihrem Ehemann in der Stadt gut eingelebt.
In ihrer – knapp bemessenen – Freizeit sucht Janine Kirstein sportliche Herausforderungen: Seit ihrer Zeit in den USA betreibt sie Triathlon und trainiert wenn möglich jeden Tag. Bei Wettkämpfen geht sie meist in der Mitteldistanz an den Start, das sind zwei Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer auf dem Rad und 21 Kilometer Laufen. Da ist Ausdauer gefragt, genau wie in der Forschung.
Stephan Laudien
Denomination: Algorithm Engineering
zuvor: Universität Marburg
Denomination: Hybridmaterialien für elektrochemische Energiespeicher und -wandler
zuvor: Universität Potsdam
Die langjährige juristische Arbeit als Doktorand und Habilitand an der Universität Bayreuth, aber auch die Tätigkeit am Amtsgericht, in einer Großkanzlei und im Bundesjustizministerium während des Referendariats am Kammergericht in Berlin und die damit verbundenen Erfahrungen haben Prof. Dr. Michael Müller gezeigt, dass er sich in der Wissenschaft am wohlsten fühlt. Vor kurzem folgte der Jurist dem Ruf der Friedrich-Schiller-Universität Jena auf die Professur für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Zivilprozessrecht. „Schon als ich nach meiner Habilitation zwei Semester als Lehrstuhlvertreter hier gearbeitet und den Zusammenhalt im Kollegium gespürt habe, wusste ich, dass ich gerne zurückkommen möchte“, erzählt der gebürtige Fuldaer.
Zuvor war Michael Müller Professor an der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien. Doch nur wenige Monate nach seinem Amtsantritt erhielt er den Ruf aus Jena. „Wien war eine tolle erste Erfahrung, aber die exzellenten Forschungsmöglichkeiten in Jena haben mich sehr gereizt“, sagt der 42-Jährige.
Sein Habilitationsthema „Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)“ lässt ihn dabei bis heute nicht los und in Jena sieht er gute Rahmenbedingungen, um seine Forschung auf diesem Gebiet auszubauen. „Zunächst möchte ich ein Praxishandbuch herausgeben, das die aktuelle Rechtslage für KMU zusammenfasst, ähnlich den Nachschlagewerken zum Verbraucherrecht“, erklärt er. Als mögliche Teilbereiche nennt er Kapitel zum Handels-, Gesellschafts- und Wettbewerbsrecht der Unternehmen. Neben dem Handbuch möchte Müller eine Konferenz zur KMU-Forschung organisieren und langfristig eine internationale Forschungskooperation mit führenden europäischen Rechtswissenschaftlern aufbauen.
Die Zukunft kleiner und mittlerer Unternehmen beschäftigt ihn und seine Kolleginnen und Kollegen aus Ökonomie und Politikwissenschaft auch in einem weiteren Projekt. „Bei ‚Values-based trade‘ geht es um das Problem, dass westliche Demokratien bestimmte Werte vertreten, die in Unternehmen und entlang der internationalen Lieferketten umgesetzt werden sollen, sei es Nachhaltigkeit oder seien es Menschenrechte. Diese Standards bilden einen Kostenfaktor, der gerade kleine Unternehmen stark trifft“, beschreibt Müller. Die Folge seien höhere Preise, die im schlimmsten Fall Kunden dazu veranlassten, Waren von Unternehmen aus autokratischen Staaten zu bevorzugen, was den Druck auf die KMU weiter erhöhe. „Hier muss der Gesetzgeber mit Augenmaß handeln, damit der Mittelstand international wettbewerbsfähig bleibt“, resümiert der Jurist.
Neben seiner Forschungstätigkeit empfindet es Müller aber auch als Privileg, in der Lehre tätig sein zu dürfen, und ist stolz darauf, den juristischen Nachwuchs auszubilden. Er selbst sieht beide Aspekte seiner Arbeit als gleichwertig an und schätzt den Austausch mit seinen Studierenden.
Nach Jurastudium und Promotion war für Müller das LL.M.-Studium in Austin, Texas, besonders prägend. „In den USA zu leben, hat mich diesem Freiheitsgefühl, von dem viele in Amerika sprechen, nähergebracht, vor allem mein 11.000 Kilometer langer Road Trip durch den Mittleren Westen“, erzählt Müller. In Jena genießt er nun die Freiheit der kurzen Wege zur Arbeit und zu seinem wiederentdeckten Hobby Tennis. „Es ist schon eine Weile her, dass ich aktiv gespielt habe, und inzwischen steht weniger die Leistung im Vordergrund als der Spaß an dem, was ich noch kann“, erklärt er.
Janine Kalisch
Denomination: Intelligente Polymermaterialien und biologische Grenzflächen
zuvor: Universität Freiburg
Denomination: Makromolekulare und kolloidale Systeme
zuvor: Universität Jena
Gianni Panagiotou ist seit Jahresbeginn Professor für „Microbiome Dynamics“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Mit seiner Forschung am Exzellenzcluster „Balance of the Microverse“ unterstützt er das Vorhaben des Verbunds, Mikrobiome ganzheitlich zu verstehen und Muster zu identifizieren, die das Gleichgewicht mikrobieller Gemeinschaften bestimmen.
Mikrobiome sind zusammenhängende Gemeinschaften, bestehend aus winzigen Lebewesen, wie Bakterien und Pilzen. Zudem sind sie überall: auf und in Menschen, Tieren und Pflanzen, aber auch Gewässer und andere Ökosysteme beheimaten die vielfältigen Einzeller. Um mikrobielle Gemeinschaften in ihrer Komplexität erforschen zu können, müssen große Datensätze analysiert und verarbeitet werden. In diesem Bereich erhält der Exzellenzcluster "Balance of the Microverse" nun Verstärkung durch den neu berufenen Professor Gianni Panagiotou.
Der Systembiologe studierte zunächst Chemical Engineering an der Nationalen Technischen Universität in Athen, bevor er dort promoviert wurde. Sein weiterer Weg führte ihn über Dänemark nach Hong Kong – wo er noch immer als Honorarprofessor tätig ist – und schließlich ans Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI) Externer Linkin Jena. „Als klassisch ausgebildeter Chemieingenieur wurde ich darin geschult, Probleme zu lösen, indem ich die Prinzipien der Chemie, Biologie, Physik und Mathematik auf verschiedene Systeme anwandte. Aber es gibt kein anderes so faszinierendes und komplexes System wie das menschliche Mikrobiom, um dieses Wissen in der Praxis mit beispiellosen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit umzusetzen”, erzählt Panagiotou von den Motiven, die ihn in sein heutiges Forschungsfeld geführt haben.
Panagiotou erforscht mikrobielle Gemeinschaften, mit besonderem Fokus auf dem Darmmikrobiom des Menschen. „Wir integrieren Mikrobiom-, Mykobiom- und Metaomikdaten mit biochemischen und klinischen Daten, konstruieren hochmoderne Stoffwechselmodelle auf Genomebene und wenden Methoden des maschinellen Lernens an, um die Dynamik zwischen dem Wirt und den mit ihm verknüpften Bakterien und Pilzen zu verstehen“, sagt der 48-Jährige. In seinem neuen Umfeld am Microverse-Cluster wird Panagiotou die Forschung verschiedener Arbeitsgruppen im Cluster unterstützen und vorantreiben.
Dabei kann er bereits auf mehrjährige Kooperationen aufbauen: Panagiotou leitet seit sechs Jahren die Forschungsgruppe „Systembiologie und Bioinformatik“ am Leibniz-HKI, die nun ebenfalls den Titel „Microbiome Dynamics“ trägt. Die Gruppe erforscht mit Hilfe systembiologischer und bioinformatischer Methoden, wie Mikroorganismen die Gesundheit beeinflussen. Das Team entwickelte beispielsweise ein Machine Learning-Modell zur Prognose von nichtalkoholischen Fettlebererkrankungen mit Hilfe des Darmmikrobioms. Zudem widmen sich Panagiotou und sein Team der Umweltmetagenomik – das heißt, sie untersuchen Proben, die direkt aus der Umwelt entnommen wurden. So analysierten sie etwa die mikrobiologische Zusammensetzung von Ablagerungen in der Küstenregion Hong Kong, um den Effekt von chemischer Verschmutzung auf das marine Ökosystem zu verstehen.
Panagiotou hat jedoch ein weitaus größeres Ziel vor Augen: „Wir zielen darauf ab, neuartige Maßnahmen zur personalisierten Vorsorge und Behandlung von weltweit bedeutenden Krankheiten wie Stoffwechselerkrankungen, Infektionen, Sepsis und Krebs zu entwickeln. Das ist nur in enger Zusammenarbeit mit Medizinern, Mikrobiologen und Biochemikern möglich. Somit bietet uns der Microverse-Cluster eine optimale Umgebung“, sagt der neue Professor.
Ronja Münch/Alena Gold
Denomination: Didaktik der Informatik
zuvor: Humboldt Universität Berlin
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde den Jenaer Medizinstudenten der Besuch des damals privat angebotenen Physiologie-Laboratoriums empfohlen, und zwar‚ nach den anatomischen Kollegien und vor dem Besuch der Kliniken. Das moderne Medizinstudium vermittelt die Vorgänge im gesunden und kranken Körper verstärkt im Zusammenhang, an der zeitlichen Einordnung des großen Grundlagenfaches Physiologie hat sich jedoch nicht viel geändert.
Aus gutem Grund, so Prof. Dr. Christoph Schmidt-Hieber, seit Jahresbeginn Direktor des Instituts für Neurophysiologie am Universitätsklinikum Jena. „Im Physiologieunterricht entwickeln die Studierenden ein grundlegendes Verständnis für die normalen Lebensprozesse im Körper, das stellt eine wesentliche Voraussetzung für die Beschäftigung mit Krankheitsmechanismen dar“, betont der 44-jährige Mediziner. Gemeinsam mit der Herz-Kreislauf-Physiologie gestaltet sein Institut Lehrveranstaltungen nicht nur für Human- und Zahnmedizin, sondern auch für die forschungsorientierten Masterstudiengänge der Medizinischen Fakultät und andere Lebenswissenschaften wie Pharmazie oder Ernährungswissenschaften.
In seiner Forschungsarbeit widmet sich der neuberufene Professor für Neurophysiologie an der Friedrich- Schiller-Universität Jena den Mechanismen der Gedächtnisbildung. „Wir untersuchen die Aktivität von Nervenzellen bis hin zu Gedächtnis und Verhalten. Dabei interessieren wir uns dafür, wie neue Inhalte abgespeichert und alte abgerufen werden“, beschreibt Schmidt-Hieber. In einem aktuellen Projekt geht es darum, wie ähnliche Gedächtnisinhalte abgelegt werden und wie wir uns an feine Unterschiede erinnern. Diese Vorgänge untersucht seine Arbeitsgruppe mit innovativen Bildgebungsmethoden, z.B. hochaufgelöster Mikroskopie, und elektrophysiologischen Messverfahren am Verhalten von Versuchstieren. In einem speziell konzipierten Messaufbau orientieren sich die vorab geschulten Tiere in einer virtuellen Landschaft.
Christoph Schmidt-Hieber studierte mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes in Freiburg Medizin und wurde am dortigen Institut für Physiologie mit einer Untersuchung zur Neubildung von Neuronen im erwachsenen Gehirn promoviert. Er arbeitete als Postdoc zunächst in Freiburg und ging dann als Feodor Lynen-Stipendiat ans University College London. Mit einer ERC Starting Grant-Förderung konnte er anschließend am Institut Pasteur in Paris eine eigene neurowissenschaftliche Arbeitsgruppe aufbauen, die er nun neben seiner Arbeit in Jena noch einige Zeit mit betreut.
Hier steht zunächst der Aufbau des Labors im Vordergrund; erste Kontakte zu neurowissenschaftlich tätigen Arbeitsgruppen und Forschungsteams in Photonik und Bildgebung sind bereits hergestellt. Prof. Schmidt-Hieber: „Ich bin mir sicher, dass ich in der Jenaer Wissenschaftslandschaft viele Anknüpfungspunkte finden kann und freue mich auf die neuen Projekte.“
Uta von der Gönna
Denomination: Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie
zuvor: University of Strathclyde | UK
Wann gehen Patientinnen und Patienten mit welchen Beschwerden in welche Arztpraxen, was für Untersuchungen und Behandlungen erhalten sie dort, wohin werden sie weiter verwiesen, welchen Erfolg hat diese Versorgung und was kostet sie? Das sind typische Fragen der Versorgungsforschung, die fächerübergreifend Prozesse und Strukturen im Gesundheitswesen untersucht, um sie zu verbessern. Die zentrale Basis zur Beantwortung dieser Fragen sind die in den verschiedenen Versorgungsbereichen routinemäßig erhobenen Daten, zum Beispiel die der Krankenkassen. Prof. Dr. Verena Vogt nutzt statistische und datenwissenschaftliche Methoden, um anhand dieser Routinedaten den Versorgungsalltag vor allem im ambulanten Bereich zu analysieren. Die 36-jährige Gesundheitswissenschaftlerin hat seit Juni die Professur für Quantitative Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Jena inne.
„Wir untersuchen beispielsweise Versorgungspfade im Gesundheitssystem, also welche Leistungen im Rahmen der Abklärung bzw. Versorgung eines bestimmten Krankheitsbildes in Anspruch genommen werden – das sind mitunter etliche Stationen“, so die Professorin. Ein weiteres Forschungsgebiet ist die medizinische Überversorgung, wenn also Risiken und Aufwand einer Prozedur ihren Nutzen übersteigen. Beispiele hierfür sind unnötige bildgebende Untersuchungen bei unkomplizierten Rückenschmerzen, unnütze Labortests bei Schilddrüsenerkrankungen oder die unkritische Verschreibung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Prof. Vogt: „Dafür interessieren sich natürlich die Krankenkassen. In unseren Projekten haben wir festgestellt, dass auch die praktizierenden Ärztinnen und Ärzte erstaunlich aufgeschlossen sind für das Thema.“ Ihre Forschungsgruppe misst in einem aktuellen Projekt, wie häufig solche überflüssigen Leistungen stattfinden. Darauf aufbauen kann dann Informations- und Schulungsmaterial entwickelt werden, um die ärztliche Entscheidung für eine angemessene Diagnose und Therapiemethode zu unterstützen.
Verena Vogt studierte Gesundheitskommunikation und Public Health an der Universität Bielefeld, bevor sie an das Gesundheitsökonomische Zentrum an der Technischen Universität Berlin wechselte. Hier untersuchte sie auf der Basis von Routinedaten der Krankenkassen regionale Angebotsstrukturen und Versorgungsprozesse in der ambulanten Versorgung und promovierte zu diesem Thema in Gesundheitswissenschaften. Als Gastwissenschaftlerin forschte sie am Menzies Centre for Health Policy der Universität Sydney in Australien. Zuletzt war Verena Vogt Juniorprofessorin für Versorgungsforschung und Qualitätsmanagement im ambulanten Sektor an der TU Berlin.
Ihre Professur in Jena ist im Institut für Allgemeinmedizin des Uniklinikums angesiedelt und wird eng mit dem an der Medizinischen Fakultät neu etablierten Zentrum Versorgungsforschung zusammenarbeiten. Vom engeren Kontakt zum klinischen Versorgungsalltag erwartet Prof. Vogt wichtige Impulse für ihre Forschung: „Ich möchte Kooperationen und Vernetzung ausbauen, um die Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Jena weiter voran zu bringen und im In- und Ausland sichtbar zu machen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit zwischen klinischer Praxis und versorgungsnaher Forschung von entscheidender Bedeutung ist, um die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht und effizient zu gestalten.“
Uta von der Gönna
Denomination: Anorganische Chemie
zuvor: Universität Bayreuth
Denomination: Wirtschaftsinformatik, insb. E-Commerce and Digital Business
zuvor: Copenhagen Business School | DK
Denomination: Experimentelle Orthopädie
zuvor: Ludwig-Maximilians-Universität München