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Meldung vom: | Verfasser/in: Solomiya Strelbytska
Lernen ist nicht gleich Lernen
Im Psychologiestudium spreche ich viel über Denkprozesse, Gedächtnis und individuelle Lernstile. Was aber oft vergessen wird: Lernen ist kein Einheitsweg. Es ist wie der Saale-Fluss, der durch Jena fließt – mal ruhig, mal schneller, mal schmal, mal breit. Jeder hat seinen eigenen Rhythmus, und ebenso braucht jede*r einen anderen Ort, um wirklich gut lernen zu können.
Die Bibliothek: Zwischen Fokus und Flucht
Die ThULBExterner Link ist wohl der Klassiker unter den Lernorten. Und das zu Recht. Sie bietet klare Struktur, großzügige Arbeitsplätze und den unsichtbaren Zauber der kollektiven Konzentration. Es fühlt sich ein bisschen an wie eine stille Verabredung mit all den anderen, die gerade genau wie du versuchen, ihre Gedanken zu ordnen.
Und doch: Die Ruhe kann auch fordernd sein. Ich habe dort gelernt, wie hilfreich es ist, Kopfhörer mitzunehmen – nicht nur um Musik zu hören, sondern auch White Noise oder Lo-Fi-Sounds, die mich sanft abschirmen. Und genau an dem Punkt kam mir irgendwann die Frage:
Warum künstliches Rauschen auf Spotify suchen, wenn Jena selbst voller echter Geräusche ist?
Der Paradiespark: Der schönste Soundtrack liegt am Fluss
Ich erinnere mich an eine Lernsitzung an der Saale. Ich saß auf einer Decke, ein Notizbuch auf den Knien, und neben mir rauschte das Wasser, als würde es mitdenken. Um mich herum: Jogger, Spaziergänger, Möwenrufe, Kinderlachen, der Wind in den Blättern. Kein künstlich erzeugter Sound könnte das ersetzen. Der Paradiespark ist für mich ein Lernort, aber auch ein Ort zum Durchatmen, zum Sortieren – für Gedanken und Gefühle.
Gerade wenn ich viel Theorie im Kopf habe, hilft mir diese Offenheit: Der Himmel, der Fluss, das Kommen und Gehen der Menschen. Hier lernt man mit dem Leben, nicht nur für die Prüfung.
Der Botanische Garten: Zwischen Pflanzen und Perspektiven
Und dann ist da noch mein stiller Lieblingsort: der Botanische Garten. Er ist nicht nur ein Ort für Pflanzenliebhaberinnen, sondern auch für Tagträumerinnen, Zeichnerinnen, Schreiberinnen – für alle, die manchmal mehr als nur Ruhe brauchen.
Ich habe dort Ecken gefunden, in denen ich nicht nur lerne, sondern auch male, beobachte, reflektiere. Es fühlt sich fast ein bisschen so an, als würde man in einer anderen Welt sitzen, obwohl man mitten in Jena ist.
Wenn du dich mal verloren fühlst in Modellen, Theorien und Seitenzahlen – komm her. Zwischen Palmen, Farnen und Seerosen lässt sich vieles wieder zusammensetzen, was im Kopf gerade durcheinanderliegt.
Lernen ist kein Ort, sondern eine Bewegung
Was ich in Jena gelernt habe – außerhalb der Vorlesungssäle – ist, dass Lernen auch etwas mit Verbindung zu tun hat. Verbindung zu sich selbst, zur Umgebung, zu einer Idee vom eigenen Weg.
Ob in der Bibliothek mit Noise-Cancelling-Kopfhörern oder am Fluss mit echten Geräuschen – es gibt kein richtig oder falsch.
Lernen ist kein Sprint, sondern eher wie ein Spaziergang durch die Stadt. Und JenaExterner Link? Die Stadt ist dabei wie eine offene Hand – bereit, dich zu halten, aber auch, dich losgehen zu lassen.