Personenumriss mit Trinkflasche bei Sommerwetter

Hitzebelastung am Arbeitsplatz – Risiken erkennen, Maßnahmen ergreifen

Was kann ich selbst tun, um meinen Arbeitsalltag gesund und hitzefrei zu gestalten?
Personenumriss mit Trinkflasche bei Sommerwetter
Foto: Angelina Galinger/Universität Jena

Hitzebelastung in Jena

Mit den steigenden Temperaturen und häufigeren Hitzetagen durch den Klimawandel wächst auch in Jena die Belastung durch Hitze: Die Lage im Saaletal verstärkt den sogenannten Wärmeinseleffekt zusätzlich, so dass in der Stadt zum Teil deutlich höhere Temperaturen herrschen als im Umland. Jena ist daher eine der wärmsten Städte in Deutschland.

Die Stadt Jena begegnet diesen Herausforderungen mit einer Klimaanpassungsstrategie und einem Hitzeaktionsplan. Der Hitzteaktionsplan wurde im Mai 2025 vom Stadtrat beschlossen und enthält Maßnahmen wie die Begrünung von Stadtflächen, Klimaanpassung in Kitas und Schulen, Trinkbrunnen, die Schaffung von grünen Klimaoasen sowie auch bauliche Veränderungen. So ist eine klimagerechte Umgestaltung des Ernst-Abbe-Platzes geplant. Der Hitzeaktionsplan hat damit auch unmittelbare Auwirkungen auf die Universität.

Mehr Informationen:
Hitzeaktionsplan der Stadt JenaExterner Link
Jenaer Klimaanpassungsstrategie JenKASExterner Link

Klimaveränderungen und Auswirkungen auf die Gesundheit

Hitzebelastung stellt das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko dar und betrifft nicht nur Arbeiten im Freien, sondern auch Büro- und Homeoffice-Tätigkeiten. Klimawandel und zunehmende Hitzetage führen nicht nur zu höheren Temperaturen, sondern auch zu indirekten Folgen wie schlechterer Luftqualität, mehr Allergenen und Problemen bei der Lebensmittelhygiene.

Die Wärmebelastung des Körpers hängt dabei nicht nur allein von der Lufttemperatur ab, sondern auch von anderen Klimagrößen, wie etwa Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung.

Doch wie reagiert unser Körper auf anhaltende Hitze? Im Folgenden finden Sie einige Informationen zu gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze auf den menschlichen Körper:

  • Gesundheitliche Folgen von Hitze

    Typische Folgen sind erweiterte Blutgefäße, erhöhte Herzfrequenz und Wasser- sowie Elektrolytverluste durch Schwitzen.

    Im Extremfall kann das Schwitzen aussetzen, was zu ernsthaften Gesundheitsproblemen wie Erschöpfung, Herz-Kreislauf-Belastungen, Hitzekollaps oder Hitzeschlag führen kann. 

    Auch Schlaf, Appetit, Stimmung und Leistungsfähigkeit leiden unter der Hitze.

  • Akute Hitzeerkrankungen

    Sonnenstich

    • Symptome: Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerz, Flimmerskotom, Krämpfe,
      evtl. Nackensteife und Meningismus ,
    • Therapie: Lagerung in kühler Umgebung, feuchte Tücher auf Kopf und Nacken, Kreislaufkontrolle, Notarzt (Hirnödemprophylaxe!)

    Hitzekrämpfe

    • Symptome: blasse und feuchte Haut, starke Kopfschmerzen, Reizbarkeit/große Unruhe, Mattigkeit, Verwirrtheit, Muskelkrämpfe
    • Therapie: kochsalzreiche Flüssigkeit trinken, ggf. Notarzt

    Hitzekollaps

    • Symptome: Schwindel, Übelkeit, Ohnmacht
    • Therapie: Lagerung in kühler Umgebung, Beine hoch, Kreislaufkontrolle, Rehydrierung

    Dehydratation

    • Symptome: je nach Schweregrad Durst, Müdigkeit, Übelkeit, Schwäche, Einschränkungen der Bewegungen, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Atemnot, Gehunfähigkeit, Krämpfe, Delirium
    • Therapie: Flüssigkeitszufuhr, Volumenersatz, Elektrolytersatz, Kreislaufkontrolle

    Hitzeerschöpfung, Hitzeschlag

    • Symptome: Schwindel, Übelkeit, Ohnmacht
    • Therapie: Lagerung in kühler Umgebung, Beine hoch, Kreislaufkontrolle, Rehydrierung

     

    Bitte beachten Sie: Diese Angaben dienen lediglich der allgemeinen Information. Sie stellen keine professionelle medizinische Beratung und keine professionelle Behandlungsempfehlung dar. Sie dienen weder der Selbstdiagnose noch wird dadurch eine Diagnose durch medizinisches Fachpersonal ersetzt.

  • Besonders gefährdete Personengruppen

    Besonders gefährdet sind Menschen mit Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenerkrankungen), ältere Personen, Schwangere, Kinder und bestimmte Berufsgruppen. Auch sozio-ökonomische Aspekte spielen eine Rolle.

    Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten bei einer Hitzewelle verstärkt auf die Nebenwirkungen achten: So gibt es beispielsweise Präparate, die das Schwitzen oder das Dursgefühl verringern.

  • Einige Statistiken
    • Hitzschläge, Sonnenstiche und andere durch Hitze oder Sonnenlicht verursachte Schäden führten in Deutschland im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2021 zu knapp 1 500 Krankenhausbehandlungen jährlich. (QuelleExterner Link)
    • Laut Berechnungen des Robert Koch-Instituts belief sich die Zahl der hitzebedingten Sterbefälle in Deutschland im Jahr 2024 auf rund 3.000. (QuelleExterner Link)
    • Der DAK-Gesundheitsreport 2024 ergab, dass 12,5 Prozent der männlichen befragten Erwerbstätigen in Deutschland im Jahr 2023 bei Hitze mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen gehabt hatten. Bei den Frauen waren es 27 Prozent. (QuelleExterner Link)
    • Rund 70 Prozent der erwerbstätigen Frauen, die im Rahmen des DAK-Gesundheitsreports 2024 befragt wurden und die bei Hitze mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten, gaben an, unter Kreislaufbeschwerden zu leiden. Bei den Männern waren es rund 55 Prozent. Weitere häufig genannte Beschwerden waren unter anderem Abgeschlagenheit (70 Prozent der Frauen, 66 Prozent der Männer), Schlafprobleme (69 Prozent der Frauen, 66 Prozent  der Männer) und vermehrtes Schwitzen (61 Prozent der Frauen, 72 Prozent der Männer. (QuelleExterner Link).

Schutzmaßnahmen und praxisnahe Strategien zum Umgang mit Hitze 

Das STOP-Prinzip

S – Substitution:

  • "Hitze und Arbeit so weit wie möglich voneinander trennen"
  • Arbeitsbeginn vorverlegen, längere Mittagspausen, kürzere Arbeitszeiten

T – Technische Maßnahmen:

  • zum Beispiel Dämmung, Klimatisierung, UV-Schutzzelte, Ventilatoren, Sonnenschutzsysteme wie Sonnenschutzfolien oder Innenjalousien

O – Organisation:

  • Arbeit an Temperaturen anpassen, zusätzliche Pausen und Trinkzeiten, Kühloasen schaffen, Warnsysteme nutzen, Ersthelfer schulen, gezielte Lüftung, wechselseitiges Homeoffice bei Mehrpersonenbüros, Innere thermische Lasten reduzieren, nicht benötigte elektrische Geräte aussschalten

P – Persönliche Maßnahmen:

  • Arbeitsgeberseitig: Unterweisungen und arbeitsmedizinische Vorsorge, persönliche Schutzausrüstung
  • Arbeitnehmerseitig: Nutzung persönlicher Schutzausrüstung (z.B. leichte Kleidung, Kopfbedeckung, Wasserbehältnisse zur Kühlung von Füßen und Händen), gesundheitsbewusstes Verhalten

Mit diesen Maßnahmen können Arbeitgeber und Beschäftigte gemeinsam die Hitzebelastung am Arbeitsplatz wirksam reduzieren.

Was kann ich selbst tun, um mich vor starker Hitzebelastung zu schützen?  

  • Achten Sie auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr: Trinkverhalten von mindestens 3 Liter pro Tag, bei schwerer körperlicher Arbeit 5 Liter und mehr. Übrigens: Die Farbe des Urins ist ein guter Indikator dafür, ob Sie genügend Wasser trinken.
  • Optimieren Sie die Arbeitskleidung: angemessen hell, weit, leicht, wasserdampfdurchlässig sein, Kopfbedeckung/Kopf- und Halstücher
  • Schaffen Sie „Kühloasen“: Nutzen Sie Eimer, Schüsseln oder andere Behältnisse, füllen Sie diese mit kaltem Wasser und kühlen Sie so Ihre Hände, Unterarme oder Füße
  • Bleiben Sie informiert: Beachten Sie die Wettervorhersagen und örtliche Warnungen, z.B. des Deutschen Wetterdienstes
  • Bewerten Sie das Risiko
  • Vereinbaren Sie extra Pausen- und/oder Trinkzeiten
  • Teilen Sie Ihre Arbeitstage neu ein
  • Schulen Sie Erste-Hilfe-Maßnahmen für Hitzeerkrankungen
  • Achten Sie aufeinander: Achten Sie bei sich selbst und bei ihren Kolleginnen und Kollegen auf mögliche Anzeichen von hitzebedingten Erkrankungen
  • Fragen Sie Ihre Betriebsärztinnen und -ärzte

Mehr Informationen
Der Hitzeknigge - Tipps für das richtige Verhalten bei Hitze (Angebot des Umweltbundesamtes)Externer Link
Hitzewarnsystem des Deutschen WetterdienstesExterner Link
Erste-Hilfe-Karten zu akuten HitzeerkrankungenExterner Link

Hitze und Arbeitsschutz

Verpflichtungen des Arbeitgebers

Auf Grundlage des ArbeitsschutzgesetzesExterner Link sowie der ArbeitsstättenverordnungExterner Link hat der Arbeitgeber grundsätzlich…  

  • die Arbeitsbedingungen zu beurteilen („Gefährdungsbeurteilung“) und dabei insbesondere auch besonders schutzbedürftige Beschäftigte einzubeziehen, wie z.B. Schwangere, Jugendliche, Ältere oder Personen mit bekannten Vorerkrankungen
  • Schutz- und Notfallmaßnahmen festzulegen, umzusetzen und regelmäßig deren Wirksamkeit zu überprüfen  
  • Beschäftigte regelmäßig zu unterweisen: Hierbei muss auch das Thema Temperatur am Arbeitsplatz mit betrachtet werden

Arbeitsstättenregel ASR A3.5 Raumtemperatur

Die Arbeitsstättenregel ASR A3.5Externer Link Raumtemperatur gilt für Arbeits-, Pausen-, Bereitschafts-, Sanitär-, Kantinen- und Erste-Hilfe-Räume, an die betriebstechnisch keine spezifischen raumklimatischen Anforderungen gestellt werden.

Generell gilt:

  • Lufttemperatur im Arbeitsraum zwischen 26-30°C: Wenn die Außenlufttemperatur über 26°C beträgt und geeigneter Sonnenschutz bereits verwendet wird, soll der Arbeitgeber Maßnahmen nach ASR A3.5 ergreifen.
  • Lufttemperatur im Arbeitsraum zwischen 30-35°C: Der Arbeitgeber muss wirksame Maßnahmen nach ASR A3.5 ergreifen. Technische und organisatorische Maßnahmen sind gegenüber personenbezogenenen Maßnahmen zu bevorzugen.
  • Lufttemperatur im Arbeitsraum über 35°C: Der Raum ist für die Zeit der Überschreitung ohne entsprechende Maßnahmen nicht als Arbeitsraum geeignet.

Einen gesetzlichen Anspruch auf "Hitzefrei" gibt es nicht.

Ausgewählte Angebote der Universität als Arbeitgeber

Weitere Informationen
Klimawandel und Arbeitsschutz: Informationen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)Externer Link
Kompetenzzentrum für Klimawandel und ArbeitsschutzExterner Link 
Deutsche Allianz Klimaschutz und GesundheitExterner Link

 

Information

Diese Informationsseite basiert auf der Veranstaltung "Sommer, Sonne, hitzefrei? Hitzebelastung am Arbeitsplatz. Workshop für Mitarbeitende" am 6. Mai 2025. Die Veranstaltung war Teil der 1. Woche der Nachhaltigkeit, die das Green Office der Universität gemeinsam mit Partnern veranstaltet hat.