Strategie 2025 – Forschung

Prinzipien guter Forschung, Herausforderungen, abgeleitete Ziele und Maßnahmen

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena hat in den vergangenen Jahren in Forschung und Lehre sichtbare Erfolge erzielt. Um diese zu sichern und die positive Entwicklung weiterzuführen,wurde ein Strategieprozess aufgesetzt, der auch den sich änderenden Rahmenbedingungen Rechnung tragen soll. 

Forschungsprofil

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena ist eine forschungsorientierte Universität mit einem breiten Fächerspektrum und einem dichten Netzwerk an Kooperationen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Ihre Forschungserfolge beruhen sowohl auf disziplinär ausgerichteten Einzelprojekten als auch auf interdisziplinären, koordinierten Forschungsverbünden.

Die Forschungsschwerpunkte der Friedrich-Schiller-Universität werden in den drei Profillinien LIGHT, LIFE, LIBERTY gebündelt, die jeweils aus einer langen Forschungstradition hervor­gegangen sind.

  • LIGHT: Im 19. Jhd. hat die Zusammenarbeit von Carl Zeiss, Ernst Abbe und Otto Schott Jena zu einer Optikstadt werden lassen und den Grundstein für die photonische Forschung am Standort gelegt. Aktuelle Schwerpunkte der Universität Jena sind: Optik, Photonik, Innovative Materialien und Energiespeicher.
  • LIFE: Seit Mitte des 19. Jhd. wurden in Jena durch Matthias Schleiden, Ernst Haeckel und Hans Knöll Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Botanik, Ökologie und Mikrobiologie etabliert. Aktuelle Schwerpunkte der Universität Jena sind: Mikrobiologie, Naturstoffchemie und Infektionsforschung, Biodiversität, Bio-Geo-Interaktionen und Alternsforschung.
  • LIBERTY: Um 1800 wurde die Universität u.a. durch Johann W. von Goethe, Friedrich Schiller und Georg W. F. Hegel zu einem Zentrum der Literatur- und Geisteswissenschaften. Aktuelle Schwerpunkte der Universität Jena sind: Aufklärung, Romantik, Zeitgeschichte, Osteuropa und Sozialer Wandel.

Die Profillinien stehen allen Mitgliedern der Friedrich-Schiller-Universität offen und dienen als Ideenraum, in dem Fachgrenzen überschritten, Forschungsschwerpunkte verknüpft und neue, auch fakultätsübergreifende Forschungsthemen erschlossen werden. Die Profillinien tragen somit zur kontinuierlichen thematischen Erneuerung der Universität Jena bei.

Das Fundament für die inhaltliche Entwicklung der Forschungsschwerpunkte bilden die zehn Fakultäten der Universität mit ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Die Fakultäten bieten Raum und Ressourcen für individuelle, disziplinäre Forschungsaktivitäten, auch außerhalb der Bereiche der Schwerpunkte. Wissenschaftliche Zentren führen fakultätsübergreifende Forschung zusammen. Durch das Zusammenspiel von Fakultäten, Zentren und Profillinien werden thematische Schwerpunkte identifiziert und weiterentwickelt.

Die Friedrich-Schiller-Universität in der Wissenschaftsregion Jena, im nationalen und im internationalen Forschungsumfeld

Die enge Kooperation über institutionelle Grenzen hinweg ist zum Aushängeschild der Wissenschaftsregion Jena geworden. Mit der Universität, dem Universitätsklinikum, drei Max-Planck-Instituten, drei Leibniz-Instituten, zwei Helmholtz-Instituten, zwei Fraunhofer-Instituten, einem Bundesforschungsinstitut und einer Fachhochschule verfügt der Standort Jena heute über eine sich dynamisch entwickelnde Forschungslandschaft. Weiterhin bestehen kooperative Beziehungen zur Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, zur Stiftung Ettersberg und zur Klassik Stiftung Weimar.

Ein starkes Bindeglied zwischen den außeruniversitären (Forschungs-) Einrichtungen und der Friedrich-Schiller-Universität sind gemeinsame Berufungen auf Professuren der Universität. Daraus resultiert auch eine intensive Zusammenarbeit in der Lehre und in der Nachwuchsförderung (u.a. durch gemeinsame Graduiertenschulen). Die gemeinsame Nutzung von Forschungsinfrastrukturen ist täglich gelebte Praxis. Über den Standort Jena hinaus koordiniert die Universität Aktivitäten mit den Partnern des mitteldeutschen Universitätsbundes Halle – Jena – Leipzig und unterhält gemeinsam mit diesen Partnern das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv).

Die Friedrich-Schiller-Universität fördert die Vernetzung mit nationalen und internationalen Spitzenuniversitäten und unterstützt die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei Beteiligun­gen an gemeinsamen Aktivitäten und Projektanträgen. Mit rund zweihundert Universitäten in mehr als fünfzig Ländern hat die Universität Jena direkte Kooperations­vereinbarungen und sie ist Partnerin in großen internationalen Forschungs­verbünden. Die Friedrich-Schiller-Universität ist offen für neue, durch Forschungs- und Lehraktivitäten motivierte Partnerschaften.

Prinzipien

Die Forschung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist an ethische Grundsätze gebunden, die in der Grundordnung niedergelegt sind. Die Friedrich-Schiller-Universität bekennt sich zur Forschungsfreiheit und zur guten wissenschaftlichen Praxis.

  • Die Friedrich-Schiller-Universität hat den Anspruch, Forschung auf dem höchsten Niveau zu betreiben. Spitzenforschung findet sich gleichermaßen in Einzelprojekten und in Forschungs­verbünden.
  • Das Spektrum der Forschungsaktivitäten an der Friedrich-Schiller-Universität reicht von der Grundlagenforschung bis zur Anwendungsforschung. Zugleich sieht die Friedrich-Schiller-Universität den Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft als wichtige Aufgabe an.
  • Die Friedrich-Schiller-Universität bekennt sich zur Einheit von Forschung und Lehre.
  • Die Friedrich-Schiller-Universität nutzt ihre Fächervielfalt zur Erschließung neuer Forschungs­themen.
  • Die Friedrich-Schiller-Universität versteht sich als Teil einer nationalen und internationalen Wissenschaftsgemeinschaft.

Herausforderungen, Ziele und Maßnahmen

Herausforderung: Sicherung der thematischen Erneuerungsfähigkeit

Die Förderung der kontinuierlichen thematischen Erneuerungsfähigkeit ist für die Weiterentwicklung der Forschung von zentraler Bedeutung. Die dafür notwendigen inhaltlichen und strukturellen Maßnahmen müssen durch die Anpassung von wissenschaftsadäquaten Organisations-, Kommunikations- und Leitungsstrukturen unterstützt werden. Eine besondere Bedeutung hat hier die Digitalisierung in der Wissenschaft, die in einem eigenen Strategiepapier beschrieben wird.

Ziel: Die Profillinien LIGHT, LIFE, LIBERTY weiterentwickeln

Die Friedrich-Schiller-Universität hat in den vergangenen Jahren ein national und international sichtbares Forschungsprofil in den drei Profillinien LIGHT, LIFE, LIBERTY entwickelt. Die Bündelung von Forschungsaktivitäten in den Profillinien trägt in der Außenwahrnehmung der Friedrich-Schiller-Universität zu einem klaren Forschungsprofil bei.

Nach innen gerichtet dienen die Profillinien der Universität Jena als offener Ideenraum mit kreativen Förderwerkzeugen. In allen drei Profillinien werden national und international herausragende Forschungsleistungen erbracht. Sichtbare Forschungsverbünde, wie sie sich derzeit vorwiegend in den Profillinien LIFE und LIGHT bzw. im Verbund beider Profillinien finden, werden aktiv durch die Profillinien unterstützt.

Maßnahmen

Kontinuierliche thematische Erneuerungsfähigkeitder Profillinien unterstützen

Neue strukturelle Elemente sichern die thematische Erneuerungsfähigkeit der Profillinien (z.B. systematischer Austausch mit den Fakultäten, regelmäßige Neubesetzung der Steuerungsgruppen einschließlich der Sprecher/-innen, Anreizsystem zur thematischen Weiterentwicklung).

Die Profillinien sind mit einem eigenen Budget ausgestattet, das ihnen unter anderem die Besetzung einer Koordinator/-innenstelle und die Einrichtung einer Nachwuchsgruppe ermöglicht. Vorhandene oder geplante Forschungsverbünde können so gestärkt und die Erschließung neuer, fakultätsübergreifender Themen erprobt werden. Die Koordinationsteams formieren sich alle drei Jahre neu. Sie setzen sich aus Wissenschaftler/-innen zusammen, die sowohl besondere Funktionen in profilbildenden Forschungszentren und großen koordinierten Projekten übernehmen als auch eine möglichst breite fachliche Repräsentanz gewährleisten. Jede der Profillinien ist mit Sitz und Stimme im Senat vertreten.

Ziel: Beste Köpfe gewinnen und halten und neue Themenfelder erschließen

Der Schlüssel zu den Forschungserfolgen der Friedrich-Schiller-Universität Jena liegt in der Rekrutierung von Spitzenforscherinnen und Spitzenforschern. Eine strategisch ausgerichtete Rekrutierungspolitik gehört damit zu den zentralen Instrumenten der Profilbildung der Universität. Beste Köpfe entwickeln innovative Forschungsthemen und ziehen neue Talente an. In der Zeit zwischen 2020 und 2025 gehen insgesamt sechzig Professorinnen und Professoren in den Ruhestand. Bei der Neubesetzung muss auf aktuelle Entwicklungen eingegangen werden können, um sich neue Gebiete zu erschließen und die bestehenden Stärken zu stärken.

Maßnahmen

Maßnahmen einer strategischen Berufungspolitik

Die Friedrich-Schiller-Universität verfolgt eine strategische Berufungspolitik und strebt Spitzenberufungen auf allen Ebenen an. Headhunting und aktive Rekrutierung sind wichtige Werkzeuge zur Gewinnung von potentiellen Kandidat/-innen. Attraktive Angebote an herausragende Kräfte werden gemeinsam von Präsidium und Fakultäten erarbeitet. In Ausnahmefällen werden außerordentliche Berufungsverfahren für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit besonderer strategischer Bedeutung ermöglicht. Um herausragende Kräfte an der Friedrich-Schiller-Universität zu halten, werden in Absprache mit den Fakultäten attraktive Bleibeangebote gemacht.

Die Friedrich-Schiller-Universität begrüßt darüber hinaus besonders die Gewinnung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissen­schaftler/-innen, die im Rahmen von kompetitiven Programmen gefördert werden (z. B. ERC-Grant, Emmy Noether-Programm, Heisenberg-Programm, Sofja Kovalevskaja-Preis). Das Professorinnenprogramm des Bundes ebenso wie das Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Tenure-Track-Programm) sind wichtige Instrumente. Die Universität setzt weiterhin auf gemeinsame Berufungen mit außeruniversitären Partnern.

Herausforderung: Stärkung der internationalen Attraktivität

Während einzelne Disziplinen inernational hohe Anerkennung finden, ist die Sichtbarkeit des gesamten Wissenschaftsstandortes Jena immer noch vergleichsweise gering. Die Attraktivität für internationale Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher soll verbessert werden. Hier steht Jena in einem Wettbewerb um exzellente Kräfte und sichtbare Konzepte.

Ziel: Die internationale Sichtbarkeit und Attraktivität steigern

Maßnahmen

Maßnahmen zur Verbesserung der internationalen Sichtbarkeit

Internationale Kooperations­verträge der Friedrich-Schiller-Universität mit Partnereinrichtungen setzen Schwer­punkte in der Zusammenarbeit; die Einbindung der Forscherinnen und Forscher in internationale Projekte wird unterstützt. Die Friedrich-Schiller-Universität hat ein Fellow-Programm eingerichtet, das sich an Persönlichkeiten mit hoher internationaler Reputation und an exzellente Postdocs richtet (Jena Excellence Fellow-Programm). Die Fellows geben vor Ort thematische Impulse; nach ihrer Rückkehr sollen sie langfristige Partnerschaften begründen und die Attraktivität des Standorts Jena in den Herkunftsländern vermitteln. Auch durch die Ausrichtung von internationalen Kongressen soll die Position der Universität in der globalen Forschungslandschaft gestärkt werden.

Maßnahmen zur Verbesserung der internationalen Attraktivität

Das Forum, ein in Planung befindliches Kommunikationszentrum in unmittelbarer Nachbarschaft zum Universitätshaupt­gebäude, wird dem interdisziplinären Dialog in attraktiver Atmosphäre Raum geben und den internationalen Fellows eine Unterbringung bieten. Es sollen unterstützende Maßnahmen zur Überwindung von administrativen Hürden bei der Ankunft in Deutschland und an der Friedrich-Schiller-Universität getroffen werden. Dazu soll ein Welcome Service für (internationale) Gäste im Forum verankert werden.

Ein koordiniertes Welcome-Konzept für den gesamten Wissenschaftsstandort Jena soll mit dem in Gründung befindlichen JenaVersum abgestimmt werden. Das JenaVersum soll Infrastrukturen am Standort gemeinsam nutzbar machen, den Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft verstärken sowie Ausgangspunkt für ein gemeinsames internationales Standortmarketing sein.

Herausforderung: Regionale Vernetzung und Dialog mit der Gesellschaft

Hochschulen sind Teil der Gesellschaft und die akademische Bildung stellt eine der wichtigsten Transferleistungen der Friedrich-Schiller-Universität dar. Die Lehrstrategie der Universität Jena ist in einem eigenen Konzeptpapier erläutert. Darüber hinaus ist für die Universität die Vernetzung mit lokalen Einrichtungen aus Wissenschaft, Kultur und Industrie von zentraler Bedeutung. Strategische Bündnisse mit forschenden Partnereinrichtungen sollen vorangetrieben werden, um die Potenziale des Standortes umfassender nutzen zu können.

Ziel: Die Vernetzung der Wissenschafts- und Wirtschaftsregion Jena vorantreiben und den Dialog mit der Gesellschaft fördern

Maßnahmen

Maßnahmen zur Vernetzung und zum Outreach

Die Universität Jena gründet zusammen mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen, dem Universitätsklinikum, der Fachhochschule, den Stiftungen, der forschenden Industrie und der Stadt Jena das kooperative Netzwerk JenaVersum. Das Netzwerk wird die erfolgreiche institutionenübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit am Standort weiter verstärken. Das JenaVersum wird im Kommunikations­zentrum Forum angesiedelt werden.

Der Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft wird aktiv gefördert, Patentierung und Ausgründungen werden unterstützt und Firmengründungen sowie jungen Firmen wird Raum gegeben. Die aktive Ansprache der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (scouting) zur Verwertung von Forschungs­ergebnissen (einschließlich Patentierung und Ausgründung) ist ein zentrales Werkzeug zur Unterstützung des Transfers.

Darüber hinaus soll auch der Transfer von Wissen in die Gesellschaft und der Dialog mit der Gesellschaft intensiviert werden. Den universitären Sammlungen und Museen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Es sollen bestehende Formate, wie z.B. Ringvorlesungen, Kinderuniversität, Seniorenvorlesungen, Ausstellungen und die „Lange Nacht der Wissenschaften“ weiterentwickelt werden. Wie der Inselplatz-Campus soll auch der geplante Life Science-Campus „Bachstraßenareal“ offen gestaltet werden, um wissenschaftliche Themen direkt in die Bevölkerung zu tragen und diese im Sinne von Citizen Science in Projekte mit einzubinden. Die Transferaktivitäten werden in einem gesonderten Transferkonzept dargestellt.