Helsinki Kathedrale

Das Leben in Finnland

Reisen und Studieren in Åbo/Turku
Helsinki Kathedrale
Foto: Jannis Hoffmann

Seit dem letzten Blogeintrag vor rund einem Monat hat sich einiges getan - viel reisen und ebenso viel studieren. Aber nun erstmal der Reihe nach:

 

Am 16.09 ging es mit einer Gruppe von Freunden ins Landesinnere von Finnland – zurück in die Stadt, wo mein Abenteuer hier im Norden Europas startete – nach Tampere.

Mit dem Bus fährt man von Åbo/Turku etwa 2 Stunden in die Industriestadt. Nach der Ankunft abends im Hostel gingen wir erstmal etwas essen, bevor wir den Ort unsicher machten. Im Zentrum angekommen konnte man sofort erahnen, wieso Tampere auch das „Manchester des Nordens“ genannt wird. Überall befinden sich industrielle Gebäude aus Backstein (und auch einige Bauten à la Chicagoer Schule für die Kunstversierten), die im Einklang mit dem Fluss Tammerkoski aber ein wunderbar pittoreskes Bild ergeben. So kehrten wir abends in eine Sportbar ein, schauten Eishockey und beendeten so den Freitag.

Den nächsten Tag begannen wir mit einer Wanderung zu einem Aussichtsturm, konnten von oben die Stadt betrachten und über die beiden großen Seen blicken, die Tampere von Norden und Süden umschließen. Anschließend ging es wieder zurück ins Zentrum, wo wir das Leninmuseum besuchten (In Tampere lernten sich Stalin und Lenin das erste Mal kennen). Bis zur Rückkehr nach Turku hatten wir danach noch ein wenig Zeit, sodass wir uns, nach einem Kaffee, für einen Spaziergang am Näsijärvi (dem nördlichen See) entlang entschieden und die architektonische Schönheit noch einmal in Ruhe genießen konnten.

 

Am Freitag, den 23.09, ging es für einige meiner Kommilitonen und mich auf eine Reise "zurück auf den europäischen Kontinent“. Von Turku starteten wir am frühen Morgen um 5:45 Uhr mit dem Bus nach Helsinki, wo wir dann nach einer zweistündigen Fährfahrt in der estnischen Hauptstadt Tallinn ankamen.

(Kleine Bemerkung am Rande: Tallinn ist 2011 mit Turku zur europäischen Kulturhauptstadt benannt worden – was ich definitiv nachvollziehen kann.)

Nach der Ankunft ging es für uns erstmal ins Hostel und anschließend mittags auf Futtersuche in die Stadt. Da für den Freitag erst am Nachmittag eine kleine Stadttour vom ESN TalTec geplant war, konnten wir uns die Zeit bis dahin mit einem eigenen kurzen Spaziergang in Tallinn vertreiben.

Die Stadtführung, vor allem durch die Altstadt, war sehr schön und man konnte erahnen, dass Tallinn eine große Geschichte vorzuweisen hat - zwischen mittelalterlichen Kirchen konnte man auch viele Bauwerke im deutschen als auch im sowjetischen Stil bewundern und fotografieren.

Bewundern kann man u.a den "Kiek in de Kök"-Kanonenturm, der schon im 15. Jahrhundert erbaut wurde oder auch das kleine Schloss Kadriorg, welches aus der russischen Zarenzeit stammt.

Dennoch darf man deswegen nicht denken, dass Tallinn nur dem Altem & Traditionellem zugewidmet ist – im Gegenteil, die Hauptstadt erschien mir sehr modern und weltoffen.

Am nächsten Tag besuchten wir auf eigene Faust die sogenannte Unterstadt, die mit dem Domberg die estnische Hauptstadt komplementiert. Abends wurde ebenfalls vom ESN TalTec eine Kneipentour angeboten, der wir uns anschlossen.

Der Sonntag wurde dafür genutzt, ein KGB-Museum zu besuchen und nachmittags wieder nach Finnland zurückzukehren.

Die darauffolgende Woche war, wie die letzten Wochen auch, vom vielen Studieren geprägt - meiner Meinung nach ist es in Finnland ein wenig fordernder als man es in Deutschland kennt, sodass man das Auslandssemester zwar genießen, aber auch nicht vernachlässigen und unterschätzen sollte. 

 

Am Mittwoch, den 28.09, entschieden wir uns, aufgrund einer feierlichen Gegebenheit zum nahegelegenen See Littoistenjärvi zu wandern und vor Ort zu Grillen/Braten. Warum das erwähnenswert ist? Weil es ein unbeschreibliches Gefühl ist, mit neu gewonnenen Freunden irgendwo in Finnland an einem See ein Lagerfeuer zu entzünden, sich zu unterhalten, zu lachen und ins warme Rot zu blicken.

 

Eine Woche später war es dann so weit – wir besuchten zum ersten Mal ein Eishockeyspiel in Finnland. Und wie sollte es anders sein, ging es in der Champions Hockey League gegen eine deutsche Mannschaft – gegen die Grizzlys aus Wolfsburg. Für einige unter uns war es außerdem das erste Eishockeymatch überhaupt.

Mit dem Endstand von 1:4 für die Gäste aus Deutschland, verabschiedete sich der TPS (Turku) jedoch leider vorzeitig aus dem Wettbewerb – das Erlebnis ist es aber definitiv wert gewesen.

 

Am Wochenende darauf ging es für uns in die Hauptstadt Finnlands – Helsinki.

Nach zwei Stunden Zugfahrt besuchten wir erst das Wahrzeichen der Stadt – die weiße Kathedrale, ehe es von dort aus weiter zum Fischmarkt ging, der an diesem Wochenende stattfand. Vor Ort verspeisten wir die populäre Lachssuppe und später flanierten wir durch eine kleine, alte Markthalle, wo es allerlei zu kaufen gab – von Fisch, Kaviar und Rentierfell bis hin zu Braunbärfleisch gab es alles, was man irgendwie in Verbindung mit Finnland setzen kann.

Nach dem Besuch eines russisch-orthodoxen Gotteshauses und einer in Fels gebauten Kirche sind wir abends in einem Burger-Restaurant essen gegangen und erkundeten im Anschluss das Nachtleben der finnischen Hauptstadt.

Am Sonntag fuhren wir mit einer Fähre auf die Insel Suomenlinna, die eine ehemalige Verteidigungsfestung beherbergt, aus Zeiten, als Finnland noch unter schwedischer Herrschaft stand. Nachmittags wollte ich unbedingt die Oodi Bibliothek besuchen und konnte auch die anderen der Gruppe erfolgreich überzeugen, dass es einen Besuch wert sei. Dort angekommen, kam ich selbst kaum aus dem Staunen heraus, wie riesig, modern und fortgeschritten eine Bibliothek überhaupt sein kann.

Im Erdgeschoss befindet sich u.a. ein Kino (für Kultur) zwei Cafeterien und ein großer Bereich für Schach- oder Halmaspieler.

Die zweite Etage besteht aus unzähligen Gruppenräumen zum Lernen, Studieren oder Arbeiten. Ebenso sind mehrere Spielräume für Videospieler (mit allen möglichen Spielkonsolen), genauso wie ein Ton-Aufnahmestudio und ausleihbaren Instrumenten vorhanden. Neben den 3D-Druckern stehen hier auch Arbeitstische zur Verfügung, die u.a. zum Nähen, Schneidern, Zeichnen, Skizzieren oder Basteln verwendet werden können.

In der dritten und damit obersten Etage gibt es schließlich die „Bibliothek“. Tausende von Büchern mit den unterschiedlichsten Genres, aber auch Gesellschaftsspiele, Comics, Zeitschriften, Filme usw. Auch eine kleine, gemütliche Bar gibt es hier, wenn man während des Lesens durstig oder hungrig werden sollte. Für die Kinder existiert eine eigene Spielecke und wenn man kurz frische Luft vom Lernen oder Lesen benötigt, geht man einfach auf die große Dach-Terrasse und blickt über Helsinki dem Sonnenuntergang entgegen.

Ich selbst habe, nicht nur hier, in der landesgrößten Bibliothek, gemerkt, dass Finnland unglaublich viel in die eigene Bildung & Forschung investiert. Und wer einmal nach Helsinki kommt, sollte die Oodi Bibliothek definitiv einmal besuchen.

Abends ging es dann mit dem Bus nach Turku und damit auch wieder zum Studienalltag zurück. 

Kleine Randnotiz: Zwischen all dem Reisen und Studieren darf man aber auch die Saunabesuche nicht vergessen!  :D

 

Und nun wieder ein paar Impressionen:

 
Tampere
Foto: Jannis Hoffmann
Tampere - die Industriestadt
Foto: Jannis Hoffmann
Tampere Promenade
Foto: Jannis Hoffmann
Eishockeyspiel in Turku
Foto: Jannis Hoffmann
Kirche in Tallinn
Foto: Jannis Hoffmann
Kadriorg Palast
Foto: Jannis Hoffmann
Kiek in de Kök Turm
Foto: Jannis Hoffmann
Seitengasse in Tallinn
Foto: Jannis Hoffmann
Tallinn Marktplatz
Foto: Jannis Hoffmann
Domberg Restaurant in Tallinn
Foto: Jannis Hoffmann
Tallinn an der Ostsee
Foto: Jannis Hoffmann
Tallinn von oben mit Blick auf die Ostsee
Foto: Jannis Hoffmann
Unterstadt und Domberg von Tallinn
Foto: Jannis Hoffmann
Helsinki Kathedrale
Foto: Jannis Hoffmann
Suomenlinna
Foto: Jannis Hoffmann
Oodi Bibliothek in Helsinki
Foto: Jannis Hoffmann
Sonnenuntergang von der Dachterrasse der Oodi Bibliothek
Foto: Jannis Hoffmann