Nordlichter in Turku

Finnisch. Schwedisch. Åländisch.

Der Herbst im hohen Norden Europas
Nordlichter in Turku
Foto: Jannis Hoffmann

Nach gut vier Wochen schreibe ich hier nun den nächsten und damit dritten Blog zum Auslandsaufenthalt in Finnland. Das Studium fordert mehr und mehr meine Aufmerksamkeit – auch da es langsam schon auf das Semesterende zugeht.

Dennoch nimmt man sich ab und an die Zeit am Wochenende und unternimmt was mit den Kommilitonen. So mieteten meine Freunde und ich am vierten Oktoberwochenende ein kleines Mökki (eine finnische Hütte) am See im Osten Finnlands nahe Joensuu. Es wurde gekocht, erzählt, viel gelacht und Spiele gespielt – auch die obligatorischen Saunagänge durften nicht fehlen. Die Hütte war dabei sowohl mit einer Elektrosauna als auch einer Holzofensauna ausgestattet, wobei wir uns logischerweise für Letztere entschieden. Das Gefühl ist dabei einfach ein anderes. Abgekühlt wurde auf finnische Art im wenige Meter entfernten See bei gut 3°C. Am nächsten Tag ging es auf Wanderschaft in den nahegelegenen Nationalpark Koli mit seinen atemberaubenden Ausblicken über die große Seenlandschaft. Manchmal soll man dabei auch bis zur russischen Grenze blicken können, was an diesem Tag aber eher schwierig war, aufgrund des Wetters. Am Nachmittag fuhren wieder zum Mökki zurück und abends – wie soll es anders sein – ging es erneut in die Holzofensauna. Diesmal verwendeten wir auch Birkenquaste [finnisch: Vasta], was angeblich die Durchblutung fördern soll.

In der Frühe des nächsten Tages stieg ich aus dem Zimmer direkt auf die Terrasse hinaus und hörte – nichts. Rein gar Nichts. Kein Wind, kein Vogelgezwitscher, keine lärmenden Autos, keine Menschen. Der Blick schweifte über den idyllischen, blaugrünen Savonselkä-See im Hintergrund, den vereisten Tau auf der grünbraunen Flora und den Frost auf dem braunen Holz der Veranda. Ein Gefühl der Ruhe und Natürlichkeit. Ein kurzer Moment des bloßen Seins. Glücklichsein mit dem, was man hat.

Zwei Wochen später ging es am Sonntag in Turku zu einer öffentlichen Sauna am See. Dabei muss man wissen, dass es in Finnland nur eine einzige Regel für das Saunieren gibt: Es gibt keine Regel! – Jeder soll so saunieren, wie er es für richtig hält – keine Zeitvorgaben, keine Kleiderordnung, keine Abkühlreihenfolge oder sonstiges. Natürlich ist es aber Tradition, dass die Finnen gerne in den eiskalten See springen, um im Anschluss nach einer kurzen Pause wieder in die Schwitzstube zurückzukehren, jedoch muss man sich daran eben nicht unbedingt halten – eine Empfehlung kann ich aber dennoch dafür aussprechen.

Nach weiteren zwei Wochen, geprägt von Texten und Essays schreiben, ging es mit dem ESN der Åbo Akademi und vielen anderen Universitäten und Austauschstudierenden auf eine dreitägige Reise mit dem Schiff von Helsinki nach Stockholm und zurück. Da die Überfahrt etwa 16 Stunden in Angriff nahm, blieben für die Besichtigung der schwedischen Hauptstadt nur wenige Stunden. So ging es nach der Ankunft am Dienstagmorgen von Bord mit anschließender Erkundung der skandinavischen Metropole.

In derselben Woche reisten wir in unserer kleinen Gruppe nach Åland, eine kleine Insel im bottnischen Meeresbusen zwischen Schweden und Finnland – Amtssprache ist Schwedisch, gehört offiziell zu Finnland und ist eine autonome Region mit eigener Rechtsprechung. Die Hauptstadt ist Mariehamn mit knapp 12 Tausend Einwohnern und konnte mit einem Spaziergang in ungefähr zwei Stunden komplett ausgekundschaftet werden. Im Anschluss ging es zu unserem kleinen, åländischen Mökki in den Norden der Insel, dort tranken wir Glöggi (Glühwein), spielten Spiele und saunierten. Am nächsten Tag ging es zum Wandern nach Geta, einem kleinen Dorf mit rund 500 Bewohnern und einem kleinen Dorfladen, wo wir uns mit Proviant eindeckten und anschließend losmarschierten. Der Wanderweg war nicht ganz ungefährlich, da dieser an Klippen auf vereisten und rutschigen Felsen entlangführte. Auf dem Rückweg setzte auch schon die Dunkelheit und der kalte Schnee gab sein Übriges dazu, sodass wir am Ende des Tages recht froh über die Rückkehr in die warme Hütte waren. Am nächsten Morgen wieder zurück auf’s finnische Festland nach Turku.

 

Im Anhang, wie immer, ein paar Impressionen:

Nordlichter in Turku
Foto: Jannis Hoffmann
Unser Mökki nahe Joensuu
Foto: Jannis Hoffmann
Nationalpark Koli mit Ausblick
Foto: Jannis Hoffmann
Nationalpark Koli
Foto: Jannis Hoffmann
Savonlinna
Foto: Jannis Hoffmann
Sauna am See
Foto: Jannis Hoffmann
Kanelbulle in Stockholm
Foto: Jannis Hoffmann
In Stockholm
Foto: Jannis Hoffmann
Stockholm Kulturhuset
Foto: Jannis Hoffmann
Mökki auf Åland
Foto: Jannis Hoffmann
Mökki auf Åland mit Mummins
Foto: Jannis Hoffmann
Wandern in Åland
Foto: Jannis Hoffmann
Geta Åland
Foto: Jannis Hoffmann