Quader mit den Logos der UN-Nachhaltigkeitsziele

Ringvorlesung Nachhaltigkeit

Aktuelle Perspektiven und Themen der Nachhaltigkeitsforschung
Quader mit den Logos der UN-Nachhaltigkeitsziele
Foto: AdobeStock

Gesellschaftliche "Zauberformel" im Fokus der Forschung

Mit dem Aufstieg der Nachhaltigkeit zu einem der wirkmächtigsten Begriffe der Gegenwart hat sich auch die Nachhaltigkeitsforschung verändert. Die Reduktion auf primär ökologische Fragestellungen ist längst der Einsicht gewichen, dass sich in der aktuellen Krise der Nachhaltigkeit ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Fragen verschränken.

Dementsprechend vielfältig ist auch die Landschaft der Nachhaltigkeitsforschung geworden: Während in naturwissenschaftlichen Disziplinen bspw. biogeochemische Zusammenhänge im Erdsystem untersucht und die Auswirkungen des globalen Umweltwandels modelliert werden, setzen sich die Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften z. B. mit den strukturellen Gründen gegenwärtiger Produktions- und Konsummuster auseinander oder untersuchen künstlerische Visionen ökologischer Zukünfte. Die verschiedenen Forschungsrichtungen und Ansätze unterscheiden sich dabei nicht nur in Bezug auf ihren Gegenstand und ihr Erkenntnisinteresse, sondern auch hinsichtlich ihres Wissenschaftsverständnisses und ihres normativen Anspruchs.

Die Ringvorlesung bietet einen Einblick in aktuelle Fragen, zentrale Themen und Kontroversen der Nachhaltigkeitsforschung und stellt unterschiedliche disziplinäre Zugänge zu Nachhaltigkeitsproblemen vor. Die Veranstaltung ist offen für Interessierte aller Fachrichtungen und Studiengänge.

Information

Wann: Donnerstags von 16–18 Uhr c. t. 
Wo: HS E028 Ernst-Abbe-Platz 8 (der Raum befindet sich unterhalb der Mensa am Campus) 
Online-Teilnahme: https://online.mmz.uni-jena.de/beta/livestream/?hsid=1832_hse028Externer Link
Weiterführendes Material: Studierende und Mitarbeitende können sich auf Friedolin über das Vorlesungsverzeichnis (Veranstaltungen im Bereich NachhaltigkeitExterner Link) anmelden und erhalten Zugang zum Moodle-Kurs mit weiterführenden Informationen und Materialien.

Termine im Wintersemester 2025/2026

  • 30.10.2025 | Nachhaltiger Konsum und soziale Teilhabe – geht das zusammen? (Prof. Dr. Viola Muster)

    Nachhaltiger Konsum ist in den letzten Jahren in Verruf geraten. Er sei individualistisch und neoliberal, er setze weiterhin auf Profite und Wirtschaftswachstum und er sei im Grunde nur Lifestyle der Reichen. Bio-Lebensmittel könnten sich schließlich nur die Wohlhabenden leisten. Und auch von Minimalismus und Verzicht könnten nur die reden, die eh zu viel hätten. Der Vortrag nimmt diese Kritikpunkte zum Ausgangspunkt und beleuchtet nachhaltigen Konsum im Kontext sozialer Ungleichheit. Es wird aufgezeigt, dass in der Forschung zu nachhaltigem Konsum seit jeher ein differenzierteres Verständnis von nachhaltigem Konsum und möglichen Maßnahmen zur Förderung eines nachhaltigen Konsums besteht. Zudem werden Chancen und Grenzen von nachhaltigem Konsum im Kontext sozialer Teilhabe diskutiert.

    Prof. Dr. Viola Muster ist Professorin für Sozialwissenschaft der Nachhaltigkeit im nationalen und internationalen Kontext an der Fachhochschule Erfurt. Mehr Informationen finden Sie hierExterner Link.

  • 06.11.2025 | Decrying Despoilation: Nigerian Popular Music and the Lived Environment (Dr. Paul Onanuga)

    There has been a fervid interest in the state of the environment and the roles played by human activities in its ruination. This has spurred reactions and interventions. In Nigeria, creative and cultural interventions in ecocriticism have been documented in and explored via fictional narratives, poetry and indeed ecocinema. In the present study, I give attention to environmental discourses as depicted in selected Nigerian popular music, an under-examined domain. Approached from linguistic and postcolonial ecocritical perspectives, I discuss eight tracks by five artistes. I centre the discussions on constructs of and ideologies around water; documentations of environmental degradation; and the prescription of interventions and call-to-action towards ensuring environmental rejuvenation and justice. Within these intersecting environmental discourses, language plays a pivotal role as it documents existential Nigerian postcolonial realities and contributes to the possibilities of social change.

    Der Vortrag findet in englischer Sprache statt.

    Dr. Paul Onanuga ist Senior Lecturer an der Federal University Oye-Ekiti (NIgeria) und zur Zeit Gastwissenschaftler an der Friedrich-Schiller-Universität. Mehr Informationen finden Sie hierExterner Link.

  • 13.11.2025 | Kohle in globalen Verflechtungen: Energie, Stoff und Nicht-Nachhaltigkeit im 19. und frühen 20. Jahrhundert (PD Dr. Helge Wendt)

    Die industrielle Nutzung von Kohle ist bis heute für rund ein Drittel der weltweiten klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts stammten diese Emissionen überwiegend aus den Ländern der ersten und zweiten Industrialisierungsphasen, deren technischen, industriellen und sozialen Entwicklungen eng mit der Kohlenutzung verknüpft waren. Auf der Basis dieses fossilen Energieträgers hatte sich ein gesellschaftliches System herausgebildet, das sich später durch den Einsatz von Erdöl noch weiter skalieren sollte. Der Vortrag beleuchtet zwei zentrale Dynamiken dieser Phase-in-Periode zwischen 1850 und 1920, die für das Verständnis des heutigen fossilen Kapitalismus entscheidend sind: zum einen die geographische Expansion der industriellen Kohlenutzung in nahezu alle Weltregionen, zum anderen die Diffusion der stofflichen Komponenten der Kohle in sämtliche Bereiche des modernen Lebens. Aus historischer Perspektive bietet der Vortrag an, die Bedeutung des Rohstoffs Kohle für grundlegende Dynamiken der globalen Nicht-Nachhaltigkeitskrise nachzuzeichnen und dabei auch aktuelle Entwicklungen einzubeziehen.

    PD Dr. Helge Wendt ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Geschichte und Philosophie der Naturwissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität und Koordinator des Projekts "Deliberation Agora". Mehr Informationen finden Sie hier.

  • 04.12.2025 | Das umkämpfte Auto: Lithium, Lieferketten und Transformation (Dr. Johanna Sittel)

    Der Vortrag beleuchtet die gegenwärtigen Transformationsprozesse in der Automobilindustrie, die maßgeblich durch Dekarbonisierung und Digitalisierung geprägt sind. Diese Umbrüche gehen mit tiefgreifenden strukturellen Veränderungen entlang globaler Lieferketten einher und offenbaren vielfältige Konfliktlinien. Worin genau bestehen die aktuellen Veränderungen und Konfliktdynamiken rund um das Auto der Zukunft? Und wie artikulieren sich diese Konflikte entlang globaler Lieferketten?  Um diesen Fragen nachzugehen, wird zum einen die Situation der (Auto-)Zulieferbranche in Deutschland, die von Deindustrialisierungstendenzen und Prekarisierungsprozessen betroffen ist, untersucht. Zum anderen wird der Blick auf die veränderten Rohstoffbedarfe im Zuge von Elektromobilität am Beispiel von Lithium gerichtet, die extraaktivistische Tätigkeiten im globalen Süden mit weitreichenden sozialen und ökologischen Folgen vor Ort fördern. Der Vortrag schließt mit Ideen dazu, wie in der aktuellen Gemengelage ein sowohl sozial als auch ökologisch nachhaltiger Umbau des Verkehrssektors möglich sein könnte. 

    Dr. Johanna Sittel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich „Arbeits- und Wirtschaftssoziologie“ der Friedrich-Schiller-Universität. Mehr Informationen finden Sie hier.

  • 08.01.2026 | Wasser in der Krise. Imaginationen von Nachhaltigkeit zwischen Industrie, Umwelt und Gesellschaft seit dem 19. Jahrhundert (Dr. Anna Corsten-Neidigk)

    Mehr als ein Viertel der globalen Bevölkerung hat keinen sicheren Zugang zu Wasser. Besonders Menschen mit wirtschaftlichen und politischen Nachteilen leiden unter Wasserknappheit. Klimawandel, Dürren und Hochwasser bedrohen die Wassersicherheit zunehmend. Doch ungleicher Zugang zu Wasser ist kein neues Phänomen. Bereits im 19. Jahrhundert veränderten Industrialisierung und Urbanisierung die Ressourcennutzung grundlegend, verschärften soziale Ungleichheiten und führten zu neuen Konflikten zwischen wirtschaftlichem Wachstum, öffentlicher Gesundheit und ökologischer Belastung. Zugespitzt lassen sich diese Konflikte auf die zentrale und immer noch hochaktuelle Frage zurückführen: Wie viel Umweltschutz ist wirtschaftlich tragbar? Der Vortrag zeigt anhand von mehreren Fallstudien, wie sich diese Debatte seit dem späten 19. Jahrhundert entwickelten.

    Dr. Anna Corsten-Neidigk ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neueste Geschichte/Zeitgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität. Mehr Informationen finden Sie hier.

  • 22.01.2026 | Jena auf dem Weg zur klimaresilienten Stadt (Daniel Knopf)

    Das Stadtklima von Jena ist speziell – es hält Vorzüge für die Aufenthaltsqualität, aber auch einige Problemlagen bereit. Mit dem Klimawandel werden sich Extremwettersituationen häufen und intensivieren. Dem gilt es aus kommunaler Sicht akut zu begegnen sowie planerisch langfristig vorzusorgen. Die Stadt Jena blickt dabei auf eine vergleichsweise lange Tradition in der Klimafolgenanpassung zurück, hat Pionierarbeit geleistet und einige gute Ideen bereits umgesetzt. Im Vortrag werden ausgewählte Maßnahmen vorgestellt und die erwarteten zukünftigen Herausforderungen diskutiert.

    Daniel Knopf ist Klimaanpassungskoordinator der Stadt Jena. Mehr Informationen finden Sie hierExterner Link.

  • 29.01.2026 | Nachhaltiger Aktivismus – Engagement für die Große Transformation (Aktivisti im Gespräch)

    Aktivismus im Bereich Nachhaltigkeit kann ganz verschieden aussehen: Vom individuellen Einsatz für den lokalen Umweltschutz über die Beteiligung an einer Bürgerinitiative für klimaschonende Mobilität bis hin zur Antirassismusarbeit in einer internationalen Nichtregierungsorganisation – sowohl thematisch als auch organisatorisch ist aktivistisches Engagement heute extrem vielfältig. Was viele Engagierte eint, ist die Überzeugung, dass es für gesellschaftliche Veränderungen und Transformationsprozesse konkretes Handeln und einen mutigen Einsatz gegen den Status quo braucht. Aktivist/-innen warten nicht darauf, dass Andere die Transformation voranbringen, sondern unternehmen selbst etwas. Bei allen Erfolgen, die einzelne Akteure, Vereine und Verbände oder große zivilgesellschaftliche Organisationen in der Vergangenheit erzielt haben, stellen sich heute für viele Aktivist/-innen jedoch zunehmend auch Fragen nach der Nachhaltigkeit ihres Engagements. Wie kann die eigene Motivation in einem teilweise feindseligen gesellschaftlichen Klima aufrecht erhalten werden? Mit welchen individuellen Resilienzstrategien lassen sich Frust, Ohnmachtsgefühle und Burnout vermeiden? Was sind die größten Herausforderungen für erfolgreiches aktivistisches Engagement heute? Aber auch: Welche positiven Erlebnisse stärken das Engagement und spenden Zuversicht? Wie können Engagierte einander gegenseitig unterstützen? In der Sitzung werden diese und andere Fragen mit Aktivist/-innen aus Jena und der Region diskutiert. Die Engagierten stellen in kurzen Inputvorträgen ihre Arbeit vor und kommen anschließend mit den Teilnehmer/-innen ins Gespräch. Gäste sind: Pia-Marie Surkamp, Jasmin Deutschmann, Sebastian Fachet, Robert Pauli.

  • 05.02.2026 | Klimawandel erleben: Emotionale Reaktionen auf zukünftige Szenarien unter Nutzung digitaler und immersiver Technologien (Prof. Dr. Nicole Harth)

    Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf den Klimawandel, doch das Thema wird meist hoch emotional verhandelt (z.B. Harth, 2021Externer Link). In unserer Forschung untersuchen wir, wie die anschauliche Vorstellung möglicher Klimazukünfte, unterstützt durch KI-generierte Bilder oder immersive Erfahrungen (VR), emotionale Reaktionen und umweltfreundliche Handlungsabsichten beeinflusst. In mehreren prä-registrierten Studien kombinierten wir Online-Umfragen, kontrollierte Experimente und eine VR-basierte Hochwassersimulation, um zu analysieren, wie die zeitliche und soziale Einordnung von Klimagefahren Emotionen und Verhaltensabsichten prägt. In einer jüngsten Studie variierten wir experimentell, wie weit Teilnehmende Klimarisiken in die Zukunft projizierten, und analysierten ihre Beschreibungen qualitativ. Die Befunde zeigen konsistent, dass sogenannte negative Emotionen, insbesondere Angst, Sorge und Wut, stärkere Prädiktoren für umweltfreundliche Intentionen sind als positive Emotionen wie Hoffnung. Mediationsanalysen legen nahe, dass diese emotionalen Reaktionen teilweise vermitteln, wie Bewertungen des Klimawandels in Handlungsbereitschaft überführt werden. Abschließend wird in diesem Vortrag diskutiert, inwiefern mentale Zeitreisen in mögliche Zukünfte, etwa in Form dystopischer oder utopischer Vorstellungen, Emotionen, moralische Bewertungen und kollektive Handlungsbereitschaft prägen können. Solche Ansätze eröffnen neue Perspektiven auf die emotionale Dimension gesellschaftlicher Transformationen im Kontext des Klimawandels.

    Prof. Dr. Nicole Harth ist Professorin für Psychologie mit dem Schwerpunkt Sozialpsychologie an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Mehr Informationen finden Sie hierExterner Link.

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    1. Poster Ringvorlesung Nachhaltigkeit WS 2025-26
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    2. Ringvorlesung Nachhaltigkeit Programm vergangene Semester
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    3. Sharepics Ringvorlesung Nachhaltigkeit WS 2025-26
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    4. Slides Ringvorlesung Nachhaltigkeit WS 2025-26
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