Sonnenuntergang vor der Skyline in Toronto

Université de Montréal

Wintersemester 2024/25 und Sommersemster 2025
Sonnenuntergang vor der Skyline in Toronto
Foto: Birte, Uni Jena
  • Université de Montréal

Meldung vom:

Birte, Bachelor Biochemie und Molekularbiologie

Du möchtest ein Auslandssemester machen, sprichst Französisch, aber findest Frankreich ist nicht weit genug weg von zu Hause? Dann ist Montréal genau das Richtige!

Ich konnte zwei Semester an der Université de Montréal studieren und bin sehr dankbar für diese großartige Erfahrung. Diese neun Monate in Kanada haben meinen Horizont immens erweitert, ich konnte meine Französischkenntnisse um vieles verbessern, habe Freund*innen fürs Leben kennengelernt und konnte eine neue Stadt und eine andere Universität entdecken.

Aber das alles braucht zu Beginn eine gewisse Vorbereitung und Nerven. Ich hoffe, dass ich dir ein paar Eindrücke vermitteln und Tipps geben kann.

Der Montmorency Wasserfall in Québec City

Foto: Birte, Uni Jena

Vorher

Bewerben

Für die Bewerbung brauchst du eigentlich nur den Anforderungen auf der Seite der FSU zu folgen. Fang rechtzeitig an alle Dokumente zusammenzusuchen.

Für die Bewerbung an der UdeM (Université de Montréal) braucht man eine offizielle englische Übersetzung der Geburtsurkunde. Entweder man lässt sie von einem offiziellen Übersetzerbüro übersetzen oder geht zu der Behörde, welche die originale Geburtsurkunde ausgestellt hat, und lässt sich eine englische ausgeben (das ist meist günstiger als ein Übersetzerbüro).

Du brauchst einen offiziellen Nachweis deines B2 Französischniveaus, der nicht älter als 2 Jahre sein darf. Ich habe dafür die DELF-Prüfung gemacht.

Wohnen

Am besten versuchst du über Facebook in Housing Gruppen nach einem WG-Zimmer zu suchen. Ich kenne auch Leute, die über airbnb Zimmer gefunden haben, die sind aber meistens noch teurer. Die Studierendenwohnheime bieten Zimmer erst ab einer Aufenthaltsdauer von 8 Monaten an und die Bewerbungsfrist ist Ende März. Wenn du Zeit hast, kannst du auch etwas eher anreisen und versuchen vor Ort ein WG-Zimmer zu finden.

Die UdeM bietet im Vorhinein mehrere Zoomseminare für Erstis und internationale Studierende an, wo Tipps zum Thema wohnen und zum Studium gegeben werden. Ich empfehle wärmstens diese Zoomseminare mitzumachen, da dort viele Fragen geklärt werden und man auch selbst Fragen stellen kann.

Fang zeitig an mit dem Suchen. Es kann lange dauern und lass dich nicht entmutigen, selbst wenn du für Wochen nichts findest. Man findet Zimmer unter 900$, das sieht erstmal nicht so aus, aber es ist möglich. Viele Vermieter wollen nur Verträge für ein ganzes Jahr machen, also entweder musst du dann eine*n Nachmieter*in finden oder ein Zimmer bei jemandem untermieten, der/die nur für ein paar Monate weg ist. Guck auch, wo die Wohnung sich befindet, ich habe jeden Tag 50 Minuten gebraucht, um bis zur Uni zu kommen. Da gewöhnt man sich zwar dran, aber es ist schon sehr viel angenehmer näher an der Uni und der Innenstadt zu wohnen.

Einreisen

Wenn man für ein Semester geht, braucht man kein Visum, sondern nur eine eTA (electronic travel authorization) mit welcher man für 6 Monate lang im Land bleiben darf. Diese erhält man meistens innerhalb weniger Tage. Da ich für zwei Semester geblieben bin brauchte ich ein QAC (qebec acceptance certificate) und eine Study Permit. Dafür muss man seine biometrischen Daten in Berlin abgeben und nachweisen, dass man genug Geld hat, um so lange in Kanada zu wohnen. Die Ausstellung der Study Permit dauert normalerweise ca. 2-3 Monate.

Schriftzug Université de Montréal im Gang von der Métrostation zur Universität

Foto: Birte, Uni Jena

Angekommen

UdeM

Die Université de Montréal ist eine große Universität mit vielen Bibliotheken, einem großen Hauptcampus und vielen Gebäuden, die in der Stadt verteilt sind. Alle Gebäude sind nah an Métrohaltestellen. Es gibt leider keine Mensa wie bei uns, sondern nur einige Cafeterias, wo das Essen relativ teuer ist. Deswegen habe ich mir meistens selbst Essen gekocht und dann mitgenommen (es gibt viele Mikrowellen, in denen man sein Essen erwärmen kann) oder bin in die Polytechnique Hochschule neben der UdeM gegangen, wo das Essen etwas günstiger und besser ist.

Die Bibliotheken kann ich sehr empfehlen. Es gibt Zonen mit Sofas und Sitzsäcken, Gesellschaftsspielen und Puzzles zum Pausieren. Es gibt Gymnastikbälle, Laufbänder und Fahrräder. In der Klausurenphase sind sie teilweise 24h geöffnet und es gibt verschiedene Angebote, wie zum Beispiel Tiertherapie. Dabei kommt ein Hundetrainer mit Hunden, die man streicheln kann, um zu entspannen.

Als internationale*r Student*in bist du über die UdeM krankenversichert, das kostet 356$ pro Semester und beinhaltet alles außer den Zahnarzt. Ich habe die Gesundheitsversorgung während meines Aufenthaltes einmal in Anspruch genommen und es lief alles reibungslos ab. Diese Versicherung deckt nur den Zeitraum des Semesters ab, also falls du länger bleibst, solltest du für diese Zeit nochmal eine zusätzliche Versicherung abschließen.

An der Uni ist alles auf Französisch, auch die offiziellen Dokumente, die ausgehändigt werden. Wenn du eine Unterschrift bei Dokumenten für die FSU brauchst, frag deinen TGDE, der macht das kostenlos. Wenn du ins Büro gehst und dort unterschreiben lässt, kostet des ca. 12$!

Ich habe zu Beginn meines Aufenthaltes ein Konto bei der Banque de Montréal eröffnet, auf welches ich einmal zu Beginn Geld überwiesen habe und welches ich am Ende wieder gekündigt habe. Ein kanadisches Bankkonto zu haben kann sinnvoll sein, vor allem wenn man keine Kreditkarte hat oder diese ein niedriges Limit hat. In manchen Läden oder auf Märkten kann man nur mit Debit/EC-Karte und nicht mit Kreditkarte bezahlen (passiert jedoch nicht oft). Das Bezahlen der Krankenversicherung ist einfacher (geht aber am Ende auch ohne kanadisches Konto). Je nachdem wie du wohnst, ist es einfacher die Miete von einem kanadischen Konto aus zu überweisen. Die meisten Banken bieten für Studierende ein kostenloses Bankkonto an.

Rote Laubfärbung vor dem CN-Tower in Toronto im Oktober

Foto: Birte, Uni Jena

Eine der wichtigsten Veranstaltungen an der UdeM ist die semaine d’accueil (Willkommenswoche). Diese findet eine Woche vor dem Beginn der Vorlesungen statt und von Montag bis Freitag gibt es jeden Tag jede Menge Veranstaltungen wie Karaoke- oder Werwolfabende, Führungen über den Campus und durch die Bibliotheken, Picknicke auf dem Mont Royal, Morgenyoga und Schnitzeljagden. Diese erste Woche solltest du in keinem Fall missen, da man dort am besten Leute kennenlernt. Einen Großteil meiner Freund*innen des Aufenthaltes habe ich dort kennengelernt. Die meisten Veranstaltungen sind kostenlos und die Auswahl ist riesig.

Auch während des Semesters gibt es jede Menge Veranstaltungen unter der Woche, an denen man teilhaben und Menschen treffen kann. Es gibt Theateraufführungen, Improvisations- und Sprachkurse. Jeden Montag wird das Kochen von internationalen Gerichten angeboten, jeden Freitag gibt es einen Gesellschaftsspieleabend und so weiter. Also selbst falls man in der ersten Woche oder in den Vorlesungen nicht sofort Leute kennenlernt, gibt es Unmengen an Möglichkeiten.

Die Universität hat ein Sportzentrum mit Fitnessstudio (ca. 25$ im Monat), Sauna und Schwimmbecken (kostenlos nutzbar), Räumen, die gemietet werden können (ebenfalls kostenlos) und ein großes Angebot an Sportkursen.

Die Vorlesungen sind immer drei Stunden lang, was sehr anstrengend werden kann. Meistens gibt es in der Mitte eine 10-minütige Pause. Die Dozent*innen und Profs sind nach meiner Erfahrung alle sehr freundlich und die Beziehung zwischen Studierenden und Lehrenden ist lockerer als hier. Mein Arbeitsaufwand war gefühlt höher als an der FSU, was aber auch an der fremden Sprache liegt. Es gibt zwei Klausurphasen pro Semester (examens intra und examens finaux), wobei es sich (jedenfalls in den Naturwissenschaften) meistens um multiple und single choice Klausuren handelt. Das heißt man fängt eigentlich schon ab der dritten Woche an mit richtig Lernen, dafür sind die Klausuren weniger umfangreich.

Montréal und Kanada

Montréal ist eine Großstadt, die sich aber nicht riesig anfühlt. Man lernt sie schnell kennen und findet sich im Nu gut zurecht. Es gibt unzählbar viele Restaurants und Bars, viele Secondhandläden, regelmäßige Flohmärkte und auch Märkte für Lebensmittel. Vor allem im Sommer gibt es Konzerte, Festivals und andere Events unter freiem Himmel. Montréal ist bunt, laut und vielfältig (bis es anfängt zu schneien, dann wird es schnell sehr ruhig).

In Montréal gibt es einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr, der aus Metro, Bussen und dem REM train (der 2025 neu eröffnet wird) besteht. Als Student*in bekommt man Rabatt auf den monatlichen Tarif, was sich echt lohnt und man kann mit dem gleichen Ticket alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Die Busse haben oft Verspätung, kommen tagsüber aber meist sehr regelmäßig. Wenn du gleich für 4 Monate den Tarif kaufst, ist es günstiger als für jeden Monat einzeln.

Im Sommer und Herbst kann man gut den Fahrradleihservice BIXI nutzen, um die Stadt zu erkunden. Es gibt Stationen überall in der Stadt wo man die Fahrräder abholen und abstellen kann. Das funktioniert alles über eine App.

Es ist sehr sinnvoll sich eine kanadische Handynummer zuzulegen, da man einige Apps oder Services nur unter Angabe einer kanadische Handynummer nutzen kann. Ein günstiger Anbieter ist zum Beispiel fizz. Ansonsten kann man auch bei einem deutschen Telefonanbieter ein Upgrade buchen, das ist meist aber sehr teuer.

An den Wochenenden oder in der semaine de lecture (eine freie „Lernwoche“ im Oktober) kann man gut wegfahren, am besten funktioniert das mit einem Leihauto. Da muss man aber meistens 23 Jahre alt sein. Ich habe mit meinen Freund*innen meistens über TURO Autos geliehen, es gibt aber auch andere Services wie zum Beispiel communauto. Wir sind nach Toronto, zu den Niagarafällen, nach Ottawa und Québec City gefahren, was wunderschöne Urlaube waren. Vor allem wenn man das als Gruppe macht. Mit den Fernbussen und -zügen habe ich keine Erfahrungen gemacht.

In Montréal finden viele Konzerte statt und im Bell Center gibt es regelmäßig Eishockeyspiele, wo man ab und zu günstige Tickets erwerben kann (zum Beispiel zum Black Friday, nach Weihnachten oder zum Valentinstag). Das ist ein absolutes Muss, wenn man schonmal in Montréal ist.

Die günstigen Supermärkte sind Super C, maxi und Walmart. IGA und métro sind sehr viel teurer, da lohnt es sich manchmal einen längeren Weg in Anspruch zu nehmen.

Wetter

Bis Mitte Oktober kann es noch richtig warm sein, also solltest du in jedem Fall Sommerklamotten mitnehmen. Dann wird es schnell sehr kalt. Aber Winterkleidung und -schuhe kann man ziemlich gut dort entweder neu oder auch in den diversen Secondhandläden gebraucht für wenig Geld kaufen. Ich bin mit zwei großen vollen Gepäckstücken angereist und habe am Ende einiges gar nicht gebraucht. Also lieber mit weniger anreisen, um Platz zu sparen und dann eher dort kaufen. Falls du direkt nach Ende des Semesters abreist, brauchst du möglicherweise gar nicht so warme Winterklamotten, denn so richtig kalt (-25 °C) wird es tendenziell erst im Januar und Februar.

Schnee im Januar in Montréal

Foto: Birte, Uni Jena

Sonstiges

Finanzierung

Je nachdem wie du finanziell aufgestellt bist, kannst du Auslandsbafög beantragen. Selbst wenn du in Deutschland kein BaföG bekommst, kann das für Kanada ganz anders aussehen, da die Lebenshaltungskosten dort höher sind und damit auch der BaföG-Höchstsatz.

Es gibt das PROMOS-Stipendium und das Deutschlandstipendium hier an der FSU, dafür lohnt es sich auch sich zu bewerben. Diese kann man auch neben dem BaföG in Anspruch nehmen, ohne dass dieses weniger wird.

Fragen

Wenn du Fragen hast, dann stell sie. Man muss sich erstmal dran gewöhnen so viele Mails zu schreiben oder zu Verantwortlichen ins Büro zu gehen und fühlt sich dann vielleicht auch mal Fehl am Platz oder nervig. Aber am Ende fühlt es sich immer besser an eine Antwort auf eine Frage zu bekommen. An der FSU und an der UdeM gibt es Beauftragte, die für die internationalen Studierenden zuständig sind und sich deiner gern annehmen.