
- Université de Montréal
Meldung vom:
Organisatorisches
Einreisebedingungen
Wenn ihr weniger als 6 Monate in Kanada bleibt, braucht ihr nur eine elektronische Einreisegenehmigung (eTA/AVE). Diese bekommt ihr super unkompliziert online, gewöhnlich in ein paar Minuten. Mit einer eTA darf man dann studieren, jedoch nicht arbeiten. Bleibt ihr länger als 6 Monate, müsst ihr erst ein CAQ beantragen und dann eine permis d’études, dabei erhaltet ihr die eTA automatisch dazu. Achtung: Solltet ihr nach Ankunft merken, dass ihr vielleicht ein Semester länger an der Université de Montréal studieren möchtet, leitet zügig die notwendigen Schritte ein (auch wenn das ganz schön überfordern kann). Ich habe dies ungefähr einen Monat nach Semesterbeginn versucht und da war es leider schon zu spät, um rechtzeitig zu Beginn des folgenden Semesters ein Visum vorlegen zu können.
Flug
Ich bin mit Air Canada/Lufthansa von Frankfurt aus ohne Zwischenstopp geflogen, was mir im Rahmen der ganzen Aufregung um meine Abreise sehr angenehm war und einen Stressfaktor genommen hat. Es lohnt sich preislich, gleich Hin- und Rückflug zusammen zu buchen, dann empfehle ich euch aber eine flexibles Storno-/Umbuchungsoption (worüber ich am Ende sehr froh war!). Nutzt ansonsten Flugvergleichsportale und fuchst euch ein bisschen durch, dann findet ihr vielleicht noch günstigere Angebote.
Wohnungssuche
Die Wohnungssuche in Montreal empfiehlt sich insbesondere über Facebookgruppen, aber auch Kijiji (wie Ebay Kleinanzeigen), Airbnb und Roomlala könnt ihr nutzen. Schreibt so viele Anzeigen wie möglich ganz freundlich an, macht eine Menge Online-Besichtigungen und fragt, ob ihr alle Mitbewohner kennenlernen könnt. Im Studiwohnheim der Uni gibt es begrenzte Plätze und dafür muss man sich frühzeitig anmelden. Die Suche nach einer Bleibe in Montreal ist wie in jeder Großstadt, gerade wenn man diese nicht kennt und nicht vor Ort ist, stressig. Geduld und Engagement zahlt sich aber nach meiner Erfahrung aus und die Situation ist meiner Meinung nach für eine nordamerikanische Großstadt echt human. Falls ihr vor der Abreise auf nichts stoßt, was euch passt, nicht verzagen! Auch vor Ort findet man kurzfristig eine Wohnung, gerade in der Orientierungswoche in der Uni habe ich immer wieder mitbekommen, wie diesbezüglich Kontakte geknüpft wurden.
Wichtig zu wissen ist, dass man in Montreal häufig einen „Bail“ (eine Art Mietvertrag) von einem Jahr unterzeichnen muss, den man bei früherem Auszug auch manchmal an jemand anderen übertragen kann. Es gibt aber auch genügend flexiblere Angebote ohne Bail, wenn euch das zu spooky ist (so ging es mir auch).
In Montreal hat jedes Quartier seinen ganz eigenen Charakter. Überlegt euch bei der Wohnungssuche vorher, was ihr für eine Experience machen wollt. Nah an der Uni (z.B. in Côte-des-Neiges) seid ihr natürlich schnell in der Vorlesung und im Unisportzentrum CEPSUM, auch hier gibt es Dinge zu tun, es ist jedoch etwas ruhiger. Im Quartier des Spectacles (da habe ich gewohnt), auf dem Plateau oder in Mile End ist einiges los und ihr habt i. d. R. zahlreiche Cafés, Bars, Restaurants, Geschäfte und kulturelle Angebote vor der Haustür. Generell ist wichtig: Eure Unterkunft sollte nah an einer Metrostation sein, am besten an der blauen oder orangenen Linie (sonst müsst ihr 2-mal umsteigen, um zur Uni zu kommen). Das Busnetz in Montreal ist sehr dicht, Busse fahren teilweise auch nachts (im Gegensatz zur Metro, die gegen Mitternacht schließt), sind aber teilweise sehr voll oder haben Verspätungen, gerade im Winter. Ich habe 2 Minuten von einer Metrostation gewohnt und ich sage euch, es war ein Segen!
Bixi-Tour zum Olympiastadion
Foto: Lioba, Uni JenaAuslandskrankenversicherung
Eine Krankenversicherung zahlt ihr verpflichtend an der Uni, diese gilt aber nur für den Semesterzeitraum. Falls ihr möglicherweise etwas länger in Montreal bleiben möchtet, empfiehlt es sich, sich zusätzlich über die eigene Krankenkasse oder z.B. den ADAC zu versichern.
Bezahlen
Ich bin mit einer Kreditkarte gut durchgekommen (Achtung: Währungsumrechnungsrate und Gebühren checken), Bargeld braucht man in Montreal fast nie. Zur Überweisung der Miete fand ich die Internetseite WISE sehr praktisch, da kann man gegen eine kleine Gebühr Überweisungen in die ganze Welt tätigen. Falls euch das zu blöd ist, könnt ihr euch vor Ort unkompliziert und kostenlos ein Bankkonto bei einer kanadischen Bank anlegen.
Sim-Karte
Eine Sim-Karte könnt ihr euch easy vor Ort holen, am Flughafen habt ihr auch erstmal WLAN. Bell ist einer der bekanntesten Anbieter aber eher teuer, einfach und flexibel sind z.B. FIZZ oder PhoneBox. Falls euer Handy eine eSIM-Funktion hat, empfiehlt sich das natürlich.
Transport
Zur vergünstigten Nutzung der Öffis (Studitarif für 4 Monate) benötigt ihr eine Opus Card mit Foto drauf, welche ihr dann am Automaten aufladen könnt. Diese könnt ihr (sofern ihr schon eure Adresse in Montreal kennt) online bestellen oder ganz einfach an der Metrostation Berri UQAM beantragen und direkt mitnehmen. In den wärmeren Monaten sind „Bixis“ Fortbewegungsmittel der Wahl, das sind Leihfahrräder die über eine App gemietet werden können.
Studieren an der Université de Montréal
Studium allgemein
Das Studium in Kanada ist, zumindest nach meiner Erfahrung, anders als in Deutschland: In meinem Masterstudiengang musste ich viel lesen, hatte regelmäßige Abgaben, z.T. wöchentlich, dafür aber keine Prüfungen (was ich sehr angenehm fand). Im Bachelor sind die Kurse ähnlicher zu denen in Deutschland, i. d. R. große Vorlesungen mit jeweils einer Prüfung in der Mitte und am Ende des Semesters. Die Masterkurse waren bei mir kleiner und es wurde häufig diskutiert. Davor hatte ich anfangs großen Respekt. Es nehmen jedoch Lehrende wie Kommilitonen viel Rücksicht auf eine mögliche Sprachbarriere und finden es cool, dass man sich ein Studium auf einer Fremdsprache zutraut.
Versucht, euch bezüglich des Studiums während des Auslandssemesters nicht so viel Stress zu machen. Meine Vorstellung von einem Auslandssemester ist, dass man dabei Erfahrungen macht, die über das bekannte Leben hinausgehen, sowohl akademisch als auch außerakademisch. Mein Eindruck ist, dass die Noten in Montreal eher großzügig vergeben werden. Nutzt die Chance, euren Blick etwas zu weiten und verbringt eure Zeit mit Dingen, die euch wirklich interessieren. Das bedeutet nicht, dass ihr nichts für die Uni machen sollt, könnte aber z.B. euren Lernstil (mehr lesen statt stumpfem Auswendiglernen) oder eure Kurswahl beeinflussen.
Kurswahl
Wenn ihr die Möglichkeit habt, wählt Kurse, die es in Deutschland nicht gibt und möglicherweise sogar solche außerhalb eures eigentlichen Studienprogramms. Die Université de Montréal hat ein super breites Kursangebot und man kriegt so spannende Einblicke in unbekannte Themengebiete, ich z. B. habe einen Kurs zur Traumpsychologie besucht! Ihr könnt euch in vielen Vorlesungen in Absprache mit den Profs einfach dazusetzen, ohne die Prüfung mitzuschreiben, falls euch mehr/anderes interessiert, als ihr offiziell wählen könnt. Als Austauschstudent könnt ihr auch einen Französischkurs belegen, dafür müsst ihr aber zu einem vorgegeben Termin einen (Online-)Einstufungstest ablegen. Die Kurswahl im Master erfolgt je nach Studienniveau und -gang auf unterschiedliche Weise - als Austauschstudent solltet ihr Kontakt zum TGDE haben, diese Person ist in solchen Belangen für euch zuständig. Ich empfehle euch, euch in den ersten Wochen erstmal ein paar mehr Kurse anzuschauen (sehr aufschlussreich!) und dann bei Bedarf etwas um-/abzuwählen, auch hierfür gibt es eine Deadline.
Extracurriculare Angebote
Die Université de Montréal bietet auch neben den Lehrveranstaltungen super viel an. Am wichtigsten für euch ist erstmal die Orientierungswoche (semaine d’accueil). Achtung: Ihr müsst euch für die meisten Veranstaltungen vorher anmelden, dazu die Deadline nicht verpassen! Ich empfehle euch, so viel wie möglich mitzunehmen, auch wenn es anstrengend und teilweise unangenehm sein kann. Traut euch, auf Menschen zuzugehen, es kann wirklich nichts passieren! Dort stecken alle in einer ähnlichen Situation und freuen sich über jede Bekanntschaft. Ich habe dort mit vielen Menschen gesprochen, die ich nie wieder gesehen habe, aber auch meine engsten Freunde in Montreal kennengelernt. Natürlich hilft euch diese Woche auch, sich auf dem (sehr großen) Campus zu orientieren und wichtige Informationen aufzuschnappen.
Auch nach dieser Woche kann man sich vor Angeboten der Uni kaum retten. Es gibt unzählige Sportkurse und Räumlichkeiten, um (oft kostenlos) eigenständig Sport zu machen, Spieleabende, Kreativworkshops, Unikino, Theater-/Gesangsgruppen und und und. Die Uni sendet einem außerdem ständig Infomails, z. B. zum Studiausweis, der Kurseinschreibung und verschiedenen Angeboten und veranstaltet regelmäßig Webinare, bei denen ihr mit Infos rund ums Auslandsemester, die Wohnungssuche etc. versorgt werdet.
Blick von der Île Sainte-Hélène: Downtown und Tour de l'Horloge
Foto: Lioba, Uni JenaLeben in Montreal
Lebenshaltungskosten
Für euer Leben in Montreal müsst ihr sicher finanziell großzügiger planen, als ihr es von Deutschland gewohnt seid. Gerade (gutes) Essen ist in Kanada teurer. Im Vergleich zu anderen nordamerikanischen Großstädten sind die Preise aber noch human. Ich wurde finanziell durch das PROMOS-Programm unterstützt, was zumindest einen Teil der Kosten abdecken konnte. Günstig einkaufen könnt ihr z. B. bei Super C und Maxi, das kommt aber auch immer auf die aktuellen Angebote an. Die Cafeteria an der Uni ist im Vergleich zu den Jenaer Mensen eher teuer. Die meisten Studis nehmen sich ihr Mittagessen von zu Hause mit.
Wetter
Dass es in Montreal ordentlich kalt wird, muss ich glaube ich niemandem hier sagen. Der Winter ist jedoch noch dazu echt lang, prinzipiell ist es von Oktober bis März winterlich. Lasst euch davon aber nicht abschrecken, ich finde den Winter dort viel schöner als in Deutschland, immerhin schneit es herrlich und die Sonne scheint viel. Außerdem sind die Menschen in Montreal auf den Winter eingestellt, sodass die Stadt trotzdem weiterlebt. Kostet den Winter so richtig aus, indem ihr z. B. die unzähligen Wintersportarten dort ausprobiert, das Igloofest besucht und euch mit Freunden ein Chalet im Wald mietet! Besorgt euch vor Ort eine
gute Jacke (d. h. wasserfest, mit Kapuze und lang genug) und warme Schuhe mit Profil (ich kam mit Wanderschuhen unterm Knöchel meistens gut klar). Schaut hierfür in Secondhandläden (insb. Renaissance und Village des Valeurs) und auf Facebook Marketplace vorbei, ansonsten ist Decathlon die Adresse der Wahl.
Falls ihr könnt, fliegt etwas vor Semesterstart nach Kanada, um die warmen Wochen noch auszunutzen, so ab Ende September müsst ihr mit kalten Tagen rechnen.
Sprache
Montreal ist im Grunde zweisprachig, je nach Quartier überwiegt Englisch oder Französisch, wobei hauptsächlich schon Französisch gesprochen wird. Wenn euch das Französisch aber mal überfordert, kommt ihr auch mit Englisch ohne Probleme durch – eine super Chance auch, beide Sprachen zu verbessern! Vor dem québécois Akzent hatte ich vor meiner Anreise ganz schön Bammel. Man gewöhnt sich daran aber ehrlich schnell und ganz so stark ist der Akzent bei den meisten Montrealer auch gar nicht - zumal viele Französischsprachige dort nicht mal aus Kanada kommen.
Kulturelle Vielfalt
Genau genommen ist Montreal nicht mal nur zweisprachig, man hört häufig auch alle möglichen anderen Sprachen auf der Straße. Die kulturelle Vielfalt Montreals habe ich schnell als großes Plus wahrgenommen! Nicht einheimisch zu sein ist dort total normal und Internationale sind spürbar willkommen. Ich rate euch, von dieser Vielfalt bewusst zu profitieren - ich habe in Montreal nicht nur Kanada, sondern gefühlt die halbe Welt kennengelernt! Versucht natürlich trotzdem, auch “Locals“ zu treffen oder zumindest Menschen, die schon länger in Montreal wohnen, um auch diese Kultur kennenzulernen und an Insiderwissen zu gelangen.
Freizeit
Montreal ist eine unglaublich lebensfrohe Stadt. Die unzähligen kulturellen Angebote, Sehenswürdigkeiten, Museen, Konzerte, Festivals und Parks garantieren eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung. Zudem ist Montreal umgeben von herrlicher Natur und verschiedenen Nationalparks (Achtung: Bei einigen Nationalsparks muss man sich vorher online anmelden, sonst kann es passieren, dass er „voll“ ist.) Macht unbedingt auch Ausflüge in die umliegenden Städte, auch die Westküste und die USA lohnen sich. Nutzt hierfür auf jeden Fall die semaine de relâche, eine vorlesungsfreie Woche in der Mitte des Trimesters, welche sowohl zum Lernen als auch zur Erholung gedacht ist. Um solche Ausflüge zu machen, ist oft ein Auto von Vorteil, welches ihr euch aber günstig und unkompliziert über Apps mieten könnt.
Langlaufskifahren auf dem Mont-Royal
Foto: Lioba, Uni JenaTipps, die ich euch ans Herz lege <3
- Schreibt euch zur Planung eine Liste mit den zu erledigenden Schritten und den zugehörigen Deadlines
- Schreibt euch genauso eine Liste mit all den coolen Dingen, die ihr während eurer Zeit in Montreal machen möchtet, sonst verliert man schnell den Überblick über die ganzen Angebote
- Sagt häufiger „ja“! So passieren verrückte Dinge und ihr wachst über euch hinaus
- Besorgt euch eine analoge Kamera und nehmt damit besondere Momente auf
- Journalt zumindest von Zeit zu Zeit! Das hat mir sehr geholfen, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten und mich gedanklich und emotional zu sortieren
- Bitte stresst euch nicht! Erfahrungsgemäß klappt am Ende alles irgendwie, es kann dir ehrlich nichts passieren! Außerdem gehören Unsicherheit und Chaos zu der Experience dazu
Dieses halbe Jahr in Montreal war das Beste, was ich hätte tun können. Also traut euch und nehmt alles mit, was geht. Freut euch auf alles, was kommt, ihr werdet es lieben! Was mich betrifft war das jedenfalls nicht das letzte Mal, dass mich Montreal gesehen hat. ;)