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Am 11. Juni 2025 fand das Symposium "Perspectives on Sex and Gender" am Universitätsklinikum Jena (UKJ) statt und versammelte Kliniker:innen und Wissenschaftler:innen aus vielen verschiedenen medizinischen Bereichen sowie zahlreiche Kolleg:innen von außeruniversitären Instituten. Organisiert wurde die Veranstaltung von PD Dr. Ivonne Löffler, die als Arbeitsgruppenleiterin am Nephrologischen Forschungslabor der Klinik für Innere Medizin III des UKJ einen geschlechtersensiblen Forschungsansatz vertritt. Die Jena School of Molecular MedicineExterner Link und das BMFTR-geförderte Projekt "Gender in Focus" unterstützten das Symposium mit finanziellen Mitteln und personellem Engagement.
Eröffnet wurde das Symposium mit einem Grußwort der Vizepräsidentin für Universitätsgemeinschaft und Engagement an der Universität Jena, Prof. Dr. Bärbel Kracke. Im ersten Vortrag des Tages erörterte Prof. Dr. Gertrud Stadler, Professorin für geschlechtersensible Präventionsforschung an der Charité-Universitätsmedizin und Leiterin des Instituts Gender in MedicineExterner Link (GiM) am Virchow-Klinikum in Berlin, zunächst grundlegend die Chancen und Herausforderungen einer geschlechtersensiblen Medizin in den Bereichen Prävention und Behandlung.
Im Anschluss daran betonte Prof. Dr. Sylvia Stracke in ihrem Vortrag die Bedeutung der Integration von Geschlechter- und Genderaspekten in der medizinischen Forschung, vor allem aufgrund immer noch bestehender Lücken in den Gesundheitsdaten. Als Beispiel für eine mögliche Bewältigung dieses Desiderats stellte sie die Arbeit des Projekts InkE - Inklusive Exzellenz in der MedizinExterner Link an der Universitätsmedizin Greifswald vor, an welchem sie als Verbundkoordinatorin und Leiterin der Abteilung für Nephrologie, Dialyse und Hochdruckkrankheiten beteiligt ist. Das Projekt "InkE" wird ebenso wie das Projekt "Gender in Focus" an der Universität Jena im Rahmen der Förderrichtlinie "Geschlechteraspekte im Blick" vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt finanziert.
Prof. Dr. Anna Kipp, Inhaberin des Lehrstuhls für Molekulare Ernährungsphysiologie und Direktorin des Instituts für Ernährungswissenschaften an der Universität Jena, erläuterte in ihrem Beitrag die geschlechtsspezifischen Auswirkungen hinsichtlich der Anreicherung bzw. Reduzierung bestimmter Spurenelemente wie Kupfer, Eisen, Selen und Zink bei einem Fleischverzicht in der Ernährung.
Für den Bereich der Epigenetik, bei der es um die zellulären Prozesse geht, die einen Einfluss auf die Aktivität von Genen haben, konnte Prof. Dr. Aria Baniahmad anschließend zeigen, welche gravierenden Unterschiede sowohl im adaptiven wie im angeborenen Immunsystem von Frauen und Männern bestehen. Der stellvertretende Leiter des Instituts für Humangenetik und Leiter der Arbeitsgruppe Molekulargenetik am Universitätsklinikum Jena legte insbesondere die Vielfalt der Faktoren für geschlechtsbezogene epiginetische Verschiedenheiten dar, die von den Sexualhormonen und der Zusammensetzung der Chromosomen über Alterungsprozesse bis hin zu umweltbedingten Einflüssen reichen.
Prof. Dr. Oliver Werz, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische/Medizinische Chemie an der Universität Jena und Botschafter für das Projekt "Gender in Focus", verfügt über eine herausragende Expertise bei der Forschung zu geschlechtspezifischen Entzündungserscheinungen. Am Beispiel der Leukotriene, deren Stoffwechsel im Zusammenhang mit allergischen bzw. entzündlichen Reaktionen des Körpers steht, und ihrem Einfluss auf Bronchialasthma konnte Oliver Werz überzeugend zeigen, inwiefern ein Geschlechtsdimorphismus in der Wirkung von Anti-Leukotrien besteht.
JSMM-Symposium "Perspectives on Sex and Gender in Medicine". Von links nach rechts: Ivonne Löffler, Falk Bornmüller, Jana George
Foto: Inka RodigastZum Abschluss des Symposiums gab PD Dr. Ivonne Löffler einen kompakten Überblick zu ihren langjährigen Forschungen im Bereich der diabetischen Nephropathie. Ausgehend von der Darstellung, welche besondere Rolle das endotheliale Kollagen VIII bei der Ausprägung von Nierenerkrankungen im Zusammenhang mit Diabetes vom Typ 1 spielt, erörterte Ivonne Löffler das "sex paradox", welches erst in Bezug auf Diabetes vom Typ 2 auftrat und eine geschlechtsbedingte Abhängigkeit der protektiven Wirkung von Kollagen VIII zum Vorschein brachte. Wie bei allen Vorträgen dieses Symposiums wurde auch hier noch einmal deutlich, welche enorme Bedeutung eine geschlechter- und gendersensible Orientierung der Forschung in der Medizin hat.