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Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien
Für die beste Lehrveranstaltungskonzeption erhält Dr. Antje Rauers in diesem Jahr den Lehrpreis der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Diplom-Psychologin wird für das Block-Seminar „Out of the box: Entwicklung einer Intervention zum Abbau negativer Altersstereotype“ ausgezeichnet. Der Lehrpreis ist mit 2.500 Euro dotiert und wird am 18. November zum Dies Legendi – dem Tag der Lehre – feierlich verliehen.
Die Bilder von einsamen und hilflosen Großeltern
Wie stark beeinflussen negative Altersstereotype unser Denken und Handeln? Wie lassen sich psychologische Interventionskonzepte entwickeln, um solche Altersstereotype gezielt zu reduzieren? Dieser Herausforderung sah sich Dr. Antje Rauers bei der Planung eines Seminars gegenüber. Dabei sollten Masterstudierende befähigt werden, diese Interventionen selbst zu entwickeln. „Ganz am Anfang ging es zunächst darum, sich seiner eigenen Altersstereotype bewusst zu werden“, sagt Antje Rauers. Dieses Bewusstsein habe bei ihr selbst Pate gestanden, als sie das Seminar zu konzipieren begann. Es waren Erfahrungen aus der Zeit der Corona-Pandemie, die Antje Rauers das eigene stereotype Denken über ältere Menschen bewusst werden ließen: „Diese Bilder von Oma und Opa, einsam und hilflos, zeichneten ältere Menschen als homogene vulnerable Gruppe. Aber die Alten von heute sind viel heterogener als sie dargestellt werden, viele sind fit und leben ein selbstbestimmtes Leben.“ Dennoch sei die Gesellschaft eher im Jugendwahn verhaftet, würden zahlreiche negative Bilder mit dem Alter verknüpft: „Wer alte Menschen nicht ernst nimmt, der nimmt auch deren spezielle Stärken und Bedürfnisse nicht ernst.“
Durch Segregation werden Altersstereotype verstärkt
Im Seminar wird in einem simulierten Szenario auf die Ausschreibung eines fiktiven Auftraggebers reagiert. Die Studierenden entwickeln in Kleingruppen eigene Interventionsprogramme, präsentieren diese einer Jury und reflektieren im Anschluss die eigenen Lösungen. Zu Beginn des Block-Seminars „Out of the box: Entwicklung einer Intervention zum Abbau negativer Altersstereotype“ stand für die Studierenden zunächst eine fundierte Problemanalyse. Antje Rauers sagt, zunächst mussten die Altersstereotype als solche erkannt werden, danach habe es die Möglichkeit gegeben, neue kreative Ideen zu finden, um den Stereotypen etwas entgegenzusetzen. Eine Erkenntnis dabei: Das Phänomen der Altersdiskriminierung wird durch Segregation verstärkt. Das heißt, je weiter sich Jung und Alt räumlich voneinander entfernen, je weniger sie miteinander zu tun haben, umso stärker sind Zuschreibungen der jeweils anderen Gruppe gegenüber; Zuschreibungen, die oft nicht stimmen. Als nächstes gingen die Studierenden in den Ideenfindungs-Prozess, in einen „Gruppenprozess mit Rückkopplungsschleifen“, so beschreibt es Antje Rauers. Die Ergebnisse dieses Prozesses wurden dann einer fiktiven Jury präsentiert.
Das Seminar soll verstetigt und weiterentwickelt werden
Die Präsentation der Ergebnisse folgte dem Szenario einer Ausschreibung und der Vorstellung vor einem Auswahlgremium, jeweils als Simulation. Im Anschluss an die Gruppenarbeit gab es Gelegenheit, die eigenen Konzepte zu reflektieren. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache. Geworben wird für Teilhabe der Generationen, etwa für Coachings, bei denen die Älteren ihr Erfahrungswissen an die jüngere Generation weitergeben. Ein weiteres Feld ist der Sport, wo die Älteren zeigen können, was sie noch draufhaben. „Die Interventionen sind zwar fiktiv, aber praxisnah aufgebaut und sie sollen die Studierenden befähigen, ihre Kenntnisse später im Berufsleben anzuwenden“, sagt Dr. Rauers. Die Einschätzung der Studierenden spricht dafür: Das Seminar sei nicht nur didaktisch hervorragend aufgebaut, sondern auch motivierend, praxisnah und in hohem Maße lernförderlich. Für Antje Rauers ist das Ansporn, das jetzt prämierte Lehrkonzept weiter zu entwickeln und zu verstetigen. Dafür soll auch das Preisgeld verwendet werden.