Seoul

Chung-Ang University

Wintersemester 2024/25 und Sommersemester 2025
Seoul
Foto: Pexels, Pixabay

Madlen, B.A. Erziehungswissenschaft mit Ergänzungsfach Psychologie 

Von Ende August 2024 bis Ende Juni 2025 durfte ich zwei Auslandssemester an der Chung-Ang-University  (CAU) in Seoul, Südkorea, verbringen. Diese zehn Monate zählen zu den bereicherndsten Erfahrungen meines Studiums und Leben – akademisch, kulturell und persönlich. Ich habe eine Stadt kennengelernt, die niemals stillsteht, und eine Kultur, die Tradition und Moderne auf faszinierende Weise vereint.

Ankunft und Wohnen auf dem Campus

Während meines gesamten Aufenthalts lebte ich im Wohnheim direkt auf dem Campus der CAU. Ich hatte in beiden Semestern ein Zweibettzimmer, das alles bot, was man zum Leben brauchte: Schreibtisch, Kleiderschrank, Bad, WLAN und Klimaanlage mit Fußbodenheizung. Allerdings musste man Kissen, Decke und Bettbezüge selbst kaufen, was gerade in den ersten Tagen etwas umständlich war – besonders, wenn man nach
einem langen Flug einfach nur schlafen möchte.

Die Küche und Lounge-Bereiche waren funktional, aber eher einfach gehalten. Pro Etage gab es eine Mikrowelle und drei Kühlschränke, was manchmal Geduld erforderte – vor allem zu Stoßzeiten. Trotzdem war es schön, dort auf andere Studierende zu treffen und gemeinsam zu essen oder zu lernen.

Ein großer Pluspunkt war die Mensa direkt im Wohnheim, die fast immer gutes Essen zu sehr günstigen Preisen (Frühstück, Mittag und abends) anbot. Wenn einem das Menü einmal nicht zusagte, befanden sich  gleich zwei Convience Stores im Gebäude, die rund um die Uhr geöffnet waren. So war man wirklich bestens versorgt – sei es mit einem schnellen Snack, einem Kaffee oder einem Mitternachtssnack nach dem Lernen.

Insgesamt habe ich mich im Wohnheim sehr wohlgefühlt. Es war sicher, sauber und hatte eine tolle Lage mitten auf dem Campus – perfekt, um das Unileben in vollen Zügen mitzuerleben.

Studium an der Chung-Ang-University

Ich habe an der CAU-Kurse aus den Bereichen Humanities und Psychologie belegt, alle auf Englisch. Die Lehrveranstaltungen waren sehr gut strukturiert und häufig interaktiv gestaltet. Besonders die vielen Gruppenarbeiten machten den Unterricht lebendig und halfen, mit koreanischen Studierenden in Kontakt zu kommen.

Viele meiner Kommiliton:innen waren anfangs etwas schüchtern, wenn es ums Englischsprechen ging, doch nach einiger Zeit tauten die meisten auf. Es war schön zu sehen, wie sich aus anfänglicher Zurückhaltung echte Gespräche und Freundschaften entwickelten. Die Dozierenden waren engagiert, freundlich und sehr interessiert an internationalen Perspektiven.

Inhaltlich waren die Kurse spannend und teilweise auch fordernd. Besonders in Kursen aus dem Bereich Humanities gab es viele Diskussionen über kulturelle Unterschiede und Wahrnehmung – Themen, die in einem internationalen Umfeld besonders interessant waren. Durch die regelmäßigen Assignments, Midterms und Finals blieb man das ganze Semester über aktiv und im Lernprozess – durch die zwei Prüfungen war der Lernaufwand insgesamt weniger.

Leben in Seoul

Ich habe meine gesamte Zeit in Seoul verbracht und keine Sekunde bereut. Die Stadt ist riesig, abwechslungsreich und steckt voller Energie. Jeder Stadtteil hat seinen eigenen Charakter – von modernen Hochhäusern und Shoppingstraßen bis zu ruhigen Parks und traditionellen Tempeln.

Ich war oft mit dem Fahrrad am Han River unterwegs, besonders abends, wenn die Skyline im Wasser reflektiert und die Stadt in buntem Licht leuchtet. Ein Lieblingsort war Nodeul Island, eine kleine Insel mitten im Fluss, die für ihre entspannte Atmosphäre, Märkte und Live-Musik bekannt ist – leider wird sie ab diesem Jahr umgebaut. Auch der Seoul Forest war einer meiner liebsten Orte zum Entspannen, mit viel grün, moderner Kunst und kleinen Cafés.

Mein Lieblingsviertel war Yeongam – ein Stadtteil, der ein bisschen an Seongsu erinnert, aber noch nicht so überlaufen ist. Er hat einen romantischeren, ruhigeren Charakter, mit kleinen Gassen, hübschen Boutiquen, Blumenläden und wunderbar eingerichteten Cafés. Ich habe dort viele Nachmittage verbracht, einfach beim Spazieren, Lesen oder Beobachten des Alltags.

Essen in Seoul

Das Essen in Seoul war für mich eines der absoluten Highlights! Die kulinarische Vielfalt ist riesig – von Streetfood über traditionelle Gerichte bis hin zu modernen Fusion- Restaurants. Mein Lieblingsessen war ganz klar Tteokbokki, würzige Reiskuchen in einer scharfen Sauce, und die koreanische Variante von Mapo Tofu, die etwas süßer und weniger ölig ist als das chinesische Original.

Generell ist das Essen in Südkorea hervorragend, aber ich habe schnell gemerkt, dass Desserts und Getränke extrem süß sind. Besonders bei Iced Coffes und Bubble Tea muss man sich fast an den Zuckergehalt gewöhnen. Auch bei Eiscreme ist die Auswahl außergewöhnlich: Sorten wie Mais oder Tomate sind dort keine Seltenheit – ungewöhnlich, aber definitiv ein Erlebnis.

Ein besonderes Highlight für mich waren die Getränke aus den Convenience Stores. Mein Favorit war Milkis, eine Mischung aus Sprite und Milch – klingt erst seltsam, schmeckt aber überraschend gut. Außerdem habe ich während der Vorlesungen regelmäßig die berühmte Bananenmilch getrunken – ein echter Klassiker unter koreanischen Studierenden und fast schon Pflicht während des Semesters.

Freizeit, Konzerte und Shopping

Seoul biete unzählige Freizeitmöglichkeiten. Ich habe viele Cafés besucht – jedes mit seinem eigenen Stil, liebevoll gestaltet und oft mit einem einzigartigen Konzept. Ob minimalistisches Design, Pflanzenwände oder Vintage-Charme – die Café-Kultur in Seoul ist ein Erlebnis für sich – fast immer gibt es alles auch in entkoffiniert. 

Ein weiteres Highlight waren die vielen Konzerte und Festivals, die ich besucht habe. Besonders in Erinnerung geblieben sind das RapBeat Festival und das Seoul Festival in Myeongdong und Umgebung. Beide Veranstaltungen waren beeindruckend – mit großartiger Musik, internationalen Acts und einer energiegeladenen Atmosphäre.

Natürlich kam auch das Shoppen nicht zu kurz. Besonders Hongdae ist für Mode, Accessoires und Kosmetik ein Paradies. Ein echter Geheimtipp ist außerdem die Busterminal Station, wo man modische Kleidung zu sehr günstigen Preisen findet – perfekt für Studierende mit kleinem Budget.

Reisen in den Semesterferien

Während der Semester blieb ich in Seoul, doch in den Semesterferien im Januar und Februar ging ich auf eine große Backpacking-Reise durch Südostasien. Ich war in Vietnam, Kambodscha, Thailand und Singapur – eine unvergessliche Zeit voller Abenteuer, Begegnungen und kultureller Eindrücke.

Mein Lieblingsland war Thailand, vor allem wegen der entspannten Atmosphäre, des guten Essens und der Herzlichkeit der Menschen. Ein absolutes Highlight war eine Glühwürmchen-Bootstour in Surat Thani – ein magischer Moment, den ich nie vergessen werde. Ebenso unvergesslich waren die Sonnenuntergänge in jedem Land – jeder auf seine eigene Weise besonders. Und natürlich war der Besuch der Angkor-Wat-Anlage in
Kambodscha ein weiterer Höhepunkt – ein beeindruckendes Weltkulturerbe, das man einmal im Leben gesehen haben sollte.

Diese Reise war die perfekte Ergänzung zu meinem Auslandssemester in Südkorea – eine Gelegenheit, Erlebtes zu reflektieren, neue Perspektiven zu gewinnen und die Vielfalt des Kontinents zu erleben.

Fazit

Mein Auslandsjahr an der Chung-Ang-University war eine einmalige Erfahrung. Ich habe nicht nur fachlich viel gelernt, sondern auch persönlich enorm profitiert. Ich habe gelernt, mich in einer neuen Kultur zurechtzufinden, sprachliche Barrieren zu überwinden und neue Freundschaften über Kontinente hinweg zu schließen.

Seoul hat mich mit seiner Dynamik, Kreativität und Lebensfreude begeistert. Ich denke oft an Abende am Han River, an spontane Cafébesuche, an gemeinsame Mahlzeiten in der Mensa und an das Lachen mit Freund:innen aus aller Welt.

Ich kann ein Auslandssemester in Südkorea – besonders an der Chung-Ang University – uneingeschränkt empfehlen. Es ist eine Erfahrung, die den eigenen Horizont erweitert, die Perspektive auf das Studium verändert und Erinnerungen schafft, die ein Leben lang bleiben.