- Chung-Ang University
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Paula, Bachelor Ernährungswissenschaften
Am 27. August ging es endlich los: ein Jahr in Südkorea, genauer gesagt an der Chung Ang University (CAU) in Seoul. Damit ging tatsächlich ein Traum für mich in Erfüllung. Nicht nur die Aufregung, auch die Erwartungen waren dementsprechend groß - und doch wurde ich nicht enttäuscht. Das Land, die Leute und die Universität sind mir wirklich ans Herz gewachsen.
Leben an der Uni
Natürlich kann man sich auch als Austauschstudent selbst eine Wohnung in Seoul suchen. Beliebt sind z.B. sogenannte Goshiwon, sehr kleine, günstige Einzelzimmer, in die meist nur ein Bett und ein Schreibtisch passen. Als Austauschstudent ist es meiner Meinung nach aber am einfachsten (und schönsten!) im Dormitory der Chung Ang University zu wohnen. Das ist aufgrund seiner Lage direkt auf dem Campus nicht nur sehr praktisch, es ist auch recht modern ausgestattet. Mit etwas Glück hat man zudem den schönsten Ausblick über Seoul, den man sich als Student nur wünschen kann! Das Zimmer muss man sich mit einem/einer Mitbewohner:in teilen, aber das fand ich ehrlich gesagt total schön. So fühlt man sich auch weit weg von der Heimat nie wirklich alleine.
Eine richtige Küche gibt es im Wohnheim leider nicht, lediglich Kühlschränke, eine Mikrowelle und Heißwasserspender. Das Kochen habe ich daher sehr vermisst. Dafür hat die Universität aber exzellente Cafeterien. Die Mensa im Wohnheim wurde schnell zu unserem absoluten Lieblingsrestaurant, denn das Essen ist nicht nur (meistens) gesund, sondern auch echt lecker und dazu noch erschwinglich. Meine Freundin und ich trafen uns abends nach den Vorlesungen daher regelmäßig auf ein „Mensadate“. Das Frühstück kostet übrigens nicht mal 1€, dafür muss man aber auch um 7:00 Uhr morgens auf der Matte stehen – für mich eindeutig zu früh!
Zusätzlich sind im Wohnheim ein kleines Fitnessstudio, ein Café, Convenience Stores und eine Study-Lounge integriert. Bei schlechtem Wetter braucht man also nicht mal das Haus verlassen. Auch allerlei Sportkurse bietet das Dormitory an – Pilates, Tanzen, Yoga, Krafttraining... Dabei kann man super neue Kontakte knüpfen, besonders zu koreanischen Studenten. In meinem K-Pop Tanzkurs war ich zwischen Koreanern und anderen Ost-Asiaten die einzige europäische Studentin. Ab und zu finden sogar besondere Ausflüge statt z.B. in den Freizeitpark oder zum Erdbeerpflücken. Ganz umsonst, also unbedingt mitmachen!
Um den Campus herum findet man zudem alles, was man als Student gebrauchen könnte. Neben Supermarkt, Apotheke und sogar einem Krankenhaus gibt es viele Möglichkeiten am Abend nach der Uni noch etwas Schönes zu unternehmen. Meine Favoriten wären auf jeden Fall die Karaokebar, Eis essen und ein Spaziergang am Han-River.
Erfahrungsbericht Chung-Ang University
Foto: Paula, Uni JenaFreundschaften
Andere Austauschstudenten lernt man zwangsläufig kennen, bei der Begrüßungszeremonie, im Dormitory und bei den Vorlesungen. Koreanische Studenten sind allerdings meistens eher schüchtern. Kontakt zu Einheimischen zu knüpfen kann daher schwierig sein. Neben den Sportkursen im Wohnheim kann ich jedem daher das GLAM-Center ans Herz legen. Das ist ein kleines Häuschen auf dem Campus, an dem koreanische und internationale Studenten je nach Lust und Laune zusammentreffen, um zu quatschen, Spiele zu spielen oder Wochenendpläne zu schmieden. Auch ich habe hier nicht nur Freundschaften zu anderen Austauschschülern, sondern auch koreanischen Mitstudenten schließen dürfen. Zudem bietet das GLAM-Center die perfekte Abwechslung, wenn man zwischen den Vorlesungen noch etwas Zeit hat. In den ersten zwei-drei Wochen könnte es hier noch recht still sein, aber nach einiger Zeit wird es richtig idyllisch! Man muss sich nur trauen, mal Hallo zu sagen.
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Foto: Paula, Uni JenaVorlesungen
Als Austauschstudent darf man an der CAU ca. 1-6 Kurse belegen. Keine Sorge, die meisten Module kann man auf Englisch belegen, wobei sich das Angebot sehr stark von Studiengang zu Studiengang unterscheidet. Ich habe an der CAU den Major Biologie belegt, was im Nachhinein ehrlich gesagt nicht optimal gewesen ist. Denn in den Naturwissenschaften werden nur wenige Kurse auf Englisch angeboten. Neben mir habe ich in beiden Semestern lediglich zwei weitere Austauschstudentinnen in der Biologie kennengelernt. Wenn man als Naturwissenschaftler im Auslandssemester in der Regelstudienzeit auf seine Credit Points kommen möchte, ist die Chung Ang University somit nicht die optimale Wahl. Alternativ kann man wie ich natürlich ein oder zwei Semester an der Universität Jena länger studieren, wenn man dafür bereit ist.
Neben den gewöhnlichen Kursen bietet die Chung Ang nämlich auch kulturelle und sprachliche Angebote für Austauschstudenten an. Es gibt Vorlesungen über koreanische Kunst, Film und Fernsehen, Traditionen und Architektur. Meiner Meinung nach ist die Sinnhaftigkeit dieser Kurse allerdings sehr individuell. Da ich mich schon sehr lange mit der Kultur des Landes auseinandersetze waren die Kurse im Endeffekt nicht wirklich nötig für mich. Doch sehe ich sie als eine gute Hilfe, in das Land einzutauchen, wenn man eher weniger Berührungspunkte in der Vergangenheit hatte. Zudem sollte man bedenken, dass die Sprachkurse lediglich einmal die Woche stattfinden. Möchte man also mehr als eine Bestellung im Restaurant lernen, sollte man sich außerhalb der Uni einen Tutor suchen oder sich selbst unterrichten.
Events
Eigentlich wird es an der CAU nie langweilig. Jede Woche gab es irgendwelche Events, Pop-ups, Street-Food-Stände und Ausstellungen auf dem Campus. Als Austauschschüler ist es manchmal ziemlich schwierig auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Man fühlt sich vielleicht sogar ein wenig zurückgelassen. Empfehlen würde ich daher immer mal wieder in den Mails sowie der Dormitory-Webside zu schauen und natürlich die Augen offen zu halten. Die größten Events sind das University-Festival und die Global Fair, bei der alle Austauschstudenten ihr eigenes Land präsentieren. Meine persönlichen Highlights waren das Universitäts-Orchester sowie der Besuch im Baseball-Stadion.
Erfahrungsbericht Chung-Ang University
Foto: Paula, Uni JenaSeoul
Ein Abschnitt über die Stadt darf natürlich nicht fehlen. Ich bin in meinem Leben schon sehr viel um die Welt gekommen. Ich habe viele Länder in Europa, Afrika und Asien besucht. Doch keine Stadt war so lebenswert wie Seoul. Seoul ist einfach unglaublich schön und abwechslungsreich. Jedes Viertel ist einzigartig, hat seine ganz eigene Atmosphäre, sein ganz eigenes Flair. Die neuen Pop-up Stores in Seongsu besuchen, Straßenkünstler in Hongdae beobachten, die Regenbogenshow an der Banpo-Bridge anschauen oder ins Katzencafe gehen, in Seoul gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Am liebsten ging ich auf die Traditionellen Märkte, welche sich in der ganzen Stadt finden. Auch sie haben alle ihren eigenen Charakter und leckere Speisen zum Verkosten.
Unschlagbar ist zudem das kulturelle Angebot in der Stadt. Nicht nur gibt es hervorragende (und kostenlose) Museen, in Seoul sind auch fast jede Woche irgendwelche Events, Straßenfeste, Festivals und Märkte - Komplett kostenlos! Ich kann gar nicht mehr nachzählen, auf wie vielen kostenlosen K-Pop Konzerten ich gewesen bin. Seoul bietet seiner Bevölkerung einfach immer neue Abwechslung. Das würde ich als Austauschstudent auf jeden Fall ausnutzen!
Fazit
Zusammenfassend hatte ich eine sehr schöne Zeit in Seoul. Als Austauschstudent ist es manchmal schwierig den Überblick zu behalten. Manchmal fühlt man sich vielleicht ein wenig allein gelassen, da es an der Uni recht schwierig ist an Informationen zu kommen. Doch ich denke, in jedem Land wird man seine Schwierigkeiten haben, an denen man wächst. Elf Monate dauerte mein Auslandsjahr, natürlich mit vielen Höhen und Tiefen. Doch war es für mich ein unvergessliches Erlebnis, dass ich auf keinen Fall bereue. Das Jahr war ein unvergessliches Abenteuer für mich und ich bin mit reichlich glücklichen Erinnerungen und Erfahrungen nach Hause zurückgekehrt! Ich bin einfach nur dankbar, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen.
Erfahrungsbericht Chung-Ang University
Foto: Paula, Uni Jena