Strukturiertes Karrieregespräch mit einer Betreuerin

Universität Jena evaluiert Führungsinstrumente

Bericht zur Nutzung und Bewertung von Betreuungsvereinbarungen und Karrieregesprächen erschienen
Strukturiertes Karrieregespräch mit einer Betreuerin
Foto: istockphoto.com

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena hat in den letzten Jahren mehrere Instrumente etabliert, um die Kooperation zwischen Promovierenden bzw. Postdocs und ihren Betreuenden zu unterstützen. Dazu zählen die Betreuungsvereinbarungen zwischen Promovierenden und ihren Betreuenden, die Statusgespräche über den Fortschritt der Promotion und die Karrieregespräche für Postdocs.

Im Jahr 2023 hat die Graduierten-Akademie eine Online-Umfrage unter Promovierenden, Postdocs und Betreuenden durchgeführt, um zu evaluieren, wie diese Maßnahmen an der Universität Jena umgesetzt werden. Die Stichprobe umfasste 1.016 Promovierende, 231 promovierte Wissenschaftler:innen und 151 Betreuende. Der Evaluationsbericht wurde nun veröffentlicht. 

Betreuungsvereinbarung – nur eine Formalie?

Seit 2017 muss in Jena vor der Annahme zur Promotion eine schriftliche Betreuungsvereinbarung zwischen Promovierenden und ihren Betreuenden abgeschlossen werden. Darin werden u.a. das Promotionsthema, die Art der Dissertation (publikationsbasiert, Monografie) und die Regelmäßigkeit der Treffen mit den Betreuenden geregelt.

97 Prozent der Promovierenden geben an, eine Betreuungsvereinbarung abgeschlossen zu haben. Etwa jeder vierte Promovierende hat nochmals auf die Betreuungsvereinbarung zurückgegriffen (27%). Insgesamt geben aber auch 47 Prozent der Promovierenden und 38 Prozent der Betreuenden an, dass sie die Betreuungsvereinbarung nur als Formalie betrachten und diese keinen erkennbaren Nutzen hat. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie am Anfang der Promotion abgeschlossen und danach nur noch selten auf sie zurückgegriffen wird.

Jährliches Statusgespräch positiv bewertet

Die „Leitlinien für die Promotionsphase“ sehen vor, dass Promovierende jährlich mindestens ein strukturiertes Statusgespräch mit ihren Betreuenden führen. Bei den Gesprächen soll es um den Fortschritt der Promotion, aber auch um Perspektiven für die weitere Karriere gehen. Die Universität stellt dafür einen Leitfadenpdf, 191 kb zur Verfügung.

72 Prozent der Promovierenden gibt an, dass sie schon einmal ein Statusgespräch hatten. „Mindestens einmal im Jahr“ führten 62 Prozent der Promovierenden ein solches Gespräch. Von den Betreuenden geben 44 Prozent an, dass sie „etwa einmal pro Jahr“ Statusgespräche führen. Weitere 39 Prozent sagen, dass sie mindestens „halbjährlich“ Statusgespräche führen. 

Die Promovierenden bewerten positiv, dass die Gespräche in einem guten Rahmen (Zeitpunkt, Ort, Dauer, etc.) stattfinden (79%) und dass sie bei der Planung der nächsten Arbeitsschritte helfen (78%). Nur etwa jeder siebente Promovierende und 8 Prozent der Betreuenden sehen keinen erkennbaren Nutzen im Statusgespräch.

Nur die Hälfte der Postdocs hatte ein Karrieregespräch

Postdocs sollten mit ihren Vorgesetzten im zweiten Jahr ihrer Beschäftigung ein strukturiertes Karrieregespräch führen. In dem Gespräch sollen u.a. die bisherige Leistung und mögliche Karriereperspektiven thematisiert werden. Ein Protokoll dieses Gesprächs ist Voraussetzung für die Verlängerung des Arbeitsvertrags. Die Universität stellt dafür einen Leitfadenpdf, 172 kb zur Verfügung. 

Etwa die Hälfte (52%) der Postdocs hat bereits ein strukturiertes Karrieregespräch geführt. 86 Prozent der Vorgesetzten geben an, mit allen oder den meisten Postdocs ein solches Gespräch geführt zu haben. In den Augen der Postdocs geht die Initiative am häufigsten von der Verwaltung aus (43%), danach von ihren Vorgesetzten (39%) und dann von ihnen selbst (21%). Die Vorgesetzten geben an, dass sie selbst am häufigsten die Gespräche initiieren (61%).

56 Prozent der Postdocs geben an, dass die Karrieregespräche ihnen geholfen haben, Prioritäten zu setzen. Von den Vorgesetzten sagen 61 Prozent, dass Karrieregespräche ein wichtiges Führungsinstrument sind. Lediglich 9 Prozent der Vorgesetzten und ein Fünftel der Postdocs sehen keinen Nutzen in Karrieregesprächen.

Mögliche Maßnahmen

Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass die Betreuungsvereinbarung weniger gut bewertet wird. Ihr Potenzial könnte besser zur Geltung kommen, wenn sie regelmäßig an die sich ändernden Bedürfnisse im Laufe der Promotion angepasst werden würde. Dies könnte im Rahmen des jährlichen Statusgesprächs stattfinden. 

Die Status- und Karrieregespräche werden dagegen überwiegend positiv bewertet, aber nicht von allen Promovierenden und Postdocs geführt. Um dies zu ändern, sollte die Bekanntheit von Status- und Karrieregesprächen (inkl. der Leitfäden) gesteigert und für deren Nutzung weiter sensibilisiert werden. 

Zum kompletten Berichtpdf, 6 mb