Erfahrungsbericht Chonnam University

Chonnam National University

Sommersemester 2025
Erfahrungsbericht Chonnam University
Foto: Aimara, Uni Jena
  • Chonnam National University

Meldung vom:

Aimara, Master Soziologie

Ich habe im Frühlingssemester 2025 für ein Semester an der CNU das Intensiv Korean Study program besucht. Dafür war ich am Yeosu-Campus der CNU und nicht am Hauptcampus in Gwangju.

Koreanisch-Kurse 

Wir hatten von Montag bis Donnerstag Unterricht, an zwei Tagen 3 Stunden (bzw. 50 Minuten) und an zwei Tagen 5 Stunden. Normalerweise gibt es nur einen Anfänger:innen- und einen Fortgeschrittenen-Kurs. Bei uns wurde mit dem SNU Koreanischbuch gearbeitet, die Anfänger:innen haben mit dem Alphabet angefangen, die Fortgeschrittenen mit 2A – also immer noch recht grundlegende Grammatik. Ich hatte Glück und die aktuellen Fortgeschrittenen waren 6 Monate zuvor im Anfänger:innenkurs zu zahlreich (die meisten Teilnehmer:innen des Programmes haben dieses ein Jahr lang gemacht, um danach reguläre ausländische Studierende der Universität zu werden) und wurden wiederum in einen niedrigeren und höheren Kurs geteilt, so dass neben 2A auch ein Kurs mit 2B angeboten wurde. Regulär ist dies wohl nicht so. In einem Semester werden dann zwei Bücher durchgearbeitet – bei mir also 2B und 3A.
Ich war etwas enttäuscht von den Koreanisch-Kursen. Zum Teil lag dies daran, dass ich viel Grammatik schon kannte, aber auch daran, dass sich die Lehrerinnen nicht allzu viel Mühe gegeben haben und jede Stunde den genau gleichen Ablauf hatte – den Büchern folgend. Dadurch dass der Kurs für fast alle Studierenden eine Pflichtveranstaltung war, war auch das Interesse der anderen Studierenden eher mittelmäßig und wir haben nicht viele Hausaufgaben bekommen. Was ich gut fand war, dass die Lehrerinnen nicht wirklich Englisch können und wir viel dazu gezwungen wurden Koreanisch zu reden.
Die Kurse sind nach Sprachkursen und „culture classes“ aufgebaut. Die Anfänger:innen schauen in den culture classes anscheinend vor allem Filme oder Serien oder halten auf Englisch Vorträge über kulturelle Unterschiede. Bei uns haben sich die Kurse nicht wirklich von den Sprachkursen unterschieden. Wir haben Grammatik gelernt (zumindest theoretisch), Leseübungen gemacht und mussten viele kleine Vorträge halten. Der größte Unterschied war, dass die culture classes meiner Meinung nach eine einzige Katastrophe waren. Die Professorin war sehr unvorbereitet, es gab keinen roten Faden, wir haben fast jede Stunde eine halbe Stunde früher Schluss gemacht und Grammatik wurde kaum erklärt, was vor allem für die Fortgeschrittenen 1 eine Herausforderung darstellte. Außerdem hat die Professorin ständig Ansprachen über (finanziellen) Erfolg gehalten und Kommentare zu dem Aussehen der Studierenden gemacht.

Uni-Leben

Ich war etwas gelangweilt und einsam in Yeosu. Mit meinen 26 Jahren war ich mit Abstand die älteste in den Koreanisch-Kursen. Die meisten Studierenden kamen direkt von der Schule und waren gerade erst 18. Fast alle in unserem Kurs kamen aus Usbekistan, manche auch aus China. Außer mir gab es nur 6 andere exchange students – aus Frankreich und den USA. Ich hatte einen Buddy zugewiesen bekommen, die sich aber anscheinend nicht mit mir treffen wollte. Die beworbenen Taekwondo-Kurse haben leider nur 3 mal stattgefunden und nicht das ganze Semester. Abgesehen davon hat die Uni ein paar Veranstaltungen für internationale Studierende organisiert, bspw. eine Bootsfahrt, das war schön!
Hinzukam auch, dass Yeosu recht langweilig war. Es gab nicht viel Kultur oder Sehenswürdigkeiten. Der Campus war auch etwas außerhalb und um den Campus herum gab es nicht viel zu tun. Die Natur war jedoch schön! Es gibt überall in der Stadt kleine Berge und ein kleiner Strand ist nur 10 Minuten mit dem Bus vom Campus entfernt. Es dauert auch nur so 1.5 Stunden mit dem Bus nach Gwangju (die nächstgelegene größere Stadt, wo auch der Hauptcampus der CNU ist) und es gibt auch zwei Mal am Tag kostenlose Shuttle-Busse der Universität dorthin.
Ich habe bis zur Mitte des Semesters wirklich versucht Menschen kennenzulernen, jedoch hat nichts so richtig funktioniert. Ich würde das Programm also vor allem Menschen empfehlen, die gut Zeit allein verbringen können oder vllt Freund:innen, die zusammen hinfahren können.

Erfahrungsbericht Chonnam University

Foto: Aimara, Uni Jena

Wohnheim

Im Wohnheim wohnen immer 6 Menschen zusammen mit je 2 Personen pro Zimmer. 6 Menschen teilen sich also ein (leeres) Wohnzimmer und ein Bad. Eine Küche gibt es nicht, nur Kühlschränke und Mikrowellen. Im Keller gibt es einen Tischtennis- und Billardraum und ein kleines Fitnessstudio.
Für Studierende im Wohnheim gibt es einen Essensplan, entweder 5 Tage die Woche 3 Mahlzeiten oder 7 Tage die Woche 2 Mahlzeiten. Der Plan muss am Anfang des Semesters vollständig gezahlt werden. Ich habe mich dagegen entschieden, weil es nicht viel vegetarisches Essen gab. Meine Mitbewohner:innen meinten zwar, dass Essen wäre lecker, jedoch ist jede Mahlzeit im koreanischen Stil – also Reis und Beilagen. Zum Ende des Semesters haben meine Mitbewohner:innen abends sehr oft etwas anderes gegessen, weil sie das koreanische Essen nicht mehr sehen konnten. Dadurch mussten sie quasi doppelt bezahlen, trotzdem ist der Mealplan eigentlich recht billig (ich glaube ca. 2 Euro pro Essen)
Das international office der CNU war so lieb am Ende des Semesters meine Bettdecke, Mülleimer, Kleiderbügel usw. zu lagern, um es den nächsten exchange students anzubieten, so dass ich nicht alles wegwerfen musste.

Organisatorisches

Die Ansprechperson des Yeosu-Campuses – alle haben sie Tomato Teacher genannt – war wirklich sehr nett und hat uns geduldig mit allem geholfen! Wir konnten jederzeit in ihr Büro kommen und persönlich um Hilfe bitten! Studierenden, die kein eigenes Bankkonto hatten um die (verpflichtende) Krankenversicherung zu bezahlen, hat sie auch bei der Überweisung geholfen.

Wohnheim

Mir wurde kurz vor Silvester mitgeteilt, dass ich innerhalb von drei Tagen einen Maserimpfung-Nachweis hochladen muss und ansonsten nicht in das Wohnheim ziehen könnte. Wir brauchten außerdem auch einen Tuberkulose-Test der nur wenige Wochen alt sein durfte. Uns wurde gesagt, es gibt in Deutschland ausgewählte Krankenhäuser von der koreanischen Botschaft oder Regierung und man könne den Test nur dort machen, in Korea hingegen in jedem Krankenhaus. Die Liste mit ausgewählten Krankenhäusern habe ich leider nicht gefunden. In Korea kann ich empfehlen, nicht in ein teures Universitätskrankenhaus, sondern in ein district health center (보건소) zu gehen, wo der Test nur 1,500 won (ca. 1 Euro) gekostet hat. Die Mitarbeitenden waren etwas überfordert, da ich noch keine ARC (= Ausweisdokument) hatte, jedoch hat es trotzdem funktioniert! Es hat allerdings 2-3 Tage gedauert, bis ich das Ergebnis hatte.

Anfahrt/ Öffentlicher Fernverkehr

Ich kann empfehlen ein Zugticket von Seoul oder Incheon nach Yeosu rechtzeitig zu kaufen. Ich wollte dies etwa eine Woche vorher machen und alle Tickets waren ausverkauft.

Krankenversicherung

Für deutsche Studierende ist die Krankenversicherung in Korea verpflichtend. Jedoch gibt es diese erst mit der ARC, die erst nach ca. 1-3 Monaten kommt. Ich kann also empfehlen, für die anfängliche Zeit eine eigene Reisekrankenversicherung abzuschließen!

Weiterer Tipp: Wwoofing

Ein weiterer Hinweis hat nichts mit der Universität zu tun, jedoch kann ich allen Menschen, die nach Yeosu gehen, um am Intermediate Sprachkurs teilzunehmen, empfehlen, danach Wwoofen auszuprobieren. Wwoofen ist vor allem in Europa beliebt, um auf ökologischen Farmen auszuhelfen und dafür Unterkunft und Essen zur Verfügung gestellt zu bekommen, aber auch in Korea gibt es viele Farmen die Wwoofen anbieten. Ich habe meinen Sommer damit verbracht auf verschiedenen Farmen auszuhelfen und obwohl dies bei dem heißen Wetter manchmal anstrengend war, war es eine extrem tolle und dankbare Erfahrung, nicht nur zum Koreanisch üben da die meisten kein Englisch sprechen, sondern auch, um koreanisches alltägliches Leben, koreanische Kultur und Essen und ganz viele tolle Menschen kennenzulernen :)