Genf, Schweiz (DAS)

Lesen Sie hier Erfahrungsberichte aus Genf, Schweiz

Deutsche Schule Genf, Schweiz (Mathematik, Biologie)

Kathedrale St. Pierre bei Sonnenuntergang

Foto: Aus dem Erfahrungsbericht

Zeitraum: Januar 2025 - Juni 2025 (SoSe 2025) | Schulinfos: hierExterner Link

Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Ich habe im Oktober 2023, 15 Monate vor Praktikumsbeginn, eine Bewerbung mit Lebenslauf an die Praktikumskoordinatoren der DSG versendet und noch AM GLEICHEN TAG eine Zusage für einen Praktikumsplatz erhalten. Meine Flexibilität, das PSA im Winter- oder auch Sommersemester absolvieren zu können, war vorteilhaft und ich erhielt einen Praktikumsplatz für das 2. Schulhalbjahr. Innerhalb der gleichen Woche bekam ich schon den Hinweis, mich möglichst früh auf Wohnungssuche zu begeben und so begann ich damit circa 1 Jahr vor Praktikumsstart. Auf meine vielen Fragen und nötigen Unterlagen/Unterschriften (Praktikumsbestätigung, Stipendium…) erhielt ich immer am gleichen oder Folgetag eine Antwort, und das trotz Ferienzeiten. Die Kommunikation mit der Praktikumskoordinatorin (= meiner Mentorin) war hervorragend.

Angereist bin ich per Auto mit meinen Eltern, da ich so mein Fahrrad mitnehmen konnte (gute Entscheidung). Es benötigt eine Jahresvignette für 44€ für die Schweizer Autobahnen, welche man beim ADAC in Jena kaufen kann. Zum Vergleich: Meine Heimreise erfolgte mit der Schweizer und Deutschen Bahn für rund 100 € (mit Swiss Travel Pass und Deutschlandticket). Die Fahrradmitnahme in den Sommermonaten ist nicht so einfach, sodass ich mit einem Koffer, zwei Rucksäcken, einem Fahrrad und der Hilfe anderer Passagiere sechs Mal umgestiegen bin – ein Abenteuer der anderen Art.

Als Teil des Schengen-Raums kann man mit deutschem Personalausweis in die Schweiz einreisen. Durch das DAAD-Stipendium hatte ich eine Krankheits-, Unfall- und Privathaftpflichtversicherung für die Dauer des Praktikums inbegriffen. Vor Praktikumsbeginn benötigte ich ein Gesundheitszeugnis, welches nicht älter als 6 Monate sein darf und man beim Hausarzt erhält. Außerdem meldet man seinen Auslandsaufenthalt beim Auswärtigen Amt für mögliche Notfälle.

Ich bin mit dem 2. Schulhalbjahr am 29.01.2025 gestartet und hatte am Vortag bereits eine Schulhausführung mit meiner Mentorin und Praktikumsbetreuerin. Die Anreise erfolgte 6 Tage vorher, um schon einmal alles Organisatorische zu klären, die Stadt vor Praktikumsbeginn kennenzulernen und den Schulweg nicht erst am 1. Schultag zu erproben. Das hat mir bei der Verarbeitung der vielen neuen Eindrücke sehr geholfen.

Die Meldung beim OCPM (Office cantonal de la population et des migrations) innerhalb von 14 Tagen nach der Anreise ist obligatorisch. Mein Antrag auf Aufenthaltsbewilligung E wurde erst nach 3 Monaten genehmigt. Weiterhin habe ich bei der Bahn das kostenlose Abo für unter 25-jährige für den öffentlichen Nahverkehr in Genf beantragt. Bei der Uni habe ich eine ein Jahr gültige und CHF 10 teure ErasmusStudentNetwork-Card erworben, mit der man die verschiedenen ESN-Aktivitäten wahrnehmen kann.

Man sollte sich einen Schweizer Netzadapter besorgen und etwas Bargeld zur Sicherheit dabeihaben.

Unterkunft

Auf der Suche nach einer Wohnung war ich angesichts der sehr hohen Mietpreise geschockt. Im Wohnheim konnte ich mich nicht bewerben, da ich keine Studentin an der Uni Genf war. Es bietet sich an, in ESN-Gruppen nach einer Unterkunft zu suchen oder auch über das Wohnportal vom CERN. Weiterhin ist es auch möglich, als Student bei älteren Menschen zu wohnen: „Intergeneration - 1m2 wohnen für 1 Stunde Hausarbeit“. So würden gar keine Mietkosten anfallen.

Mein Zimmer fand ich schließlich durch eine Empfehlung der Schule im Petershöfli/ Home Saint Pierre. Seit über 150 Jahren ermöglicht es Studentinnen und Praktikantinnen von 18-30 Jahren eine Unterkunft. Und das mitten im Herzen der Stadt, genauer gesagt in der Altstadt gegenüber der Kathedrale. Ich hatte ein super ausgestattetes Einzelzimmer mit Kühlschrank für CHF 890 im Monat. Die günstigsten Doppelzimmer starten bei CHF 600. Es gibt gemeinsame Küchen und Bäder, die jeden Tag gereinigt werden. Man trifft abends in der Küche andere Praktikantinnen und Studentinnen, die meist Praktika bei internationalen Organisationen absolvieren und viel Interessantes zu berichten haben.

Auf der zugänglichen Terrasse habe ich viel Zeit verbracht mit Blick auf die Dächer Genfs, das Jura-Gebirge, den Genfersee mit dem Jet d’Eau und der Kathedrale.

Man bekommt durch die zentrale Lage sehr viel vom Stadtleben mit und hat kurze Wege. Es gibt eine 25-minütige Busverbindung direkt zur Schule, oder man bewältigt die 5 km bei gutem Wetter mit dem Fahrrad. Wenn du eine Praktikantin bist, solltest du dich unbedingt mindestens 6 Monate vor Praktikumsbeginn im Petershöfli für ein Zimmer bewerben. Der Preis für die unglaubliche Lage ist sehr gut. Viele Lehrkräfte wohnen kostengünstiger auf französischer Seite. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, da ich möglichst viel Angebote und das Stadtleben miterleben wollte.

Finanzen

Die monatlichen Kosten in der Schweiz sind ziemlich hoch und ohne eine finanzielle Förderung für die meisten Studenten wohl kaum abdeckbar.

Ich habe mich für das DAAD-Stipendium beworben und dieses auch mit 1300 € pro Monat bekommen. Hinzu kommt eine Reisekostenpauschale von 475 € für die An- und Abreise. In das Bewerbungsschreiben sollte man viel Mühe und Arbeit investieren, denn es lohnt sich. Die Fördersumme hat fast ALLE meine Ausgaben in Genf gedeckt, ich benötigte lediglich 100€ monatlich von meinen Ersparnissen. Wenn man wie ich im Punkt Ernährung sehr sparsam lebt, seine Wocheneinkäufe bei LIDL und ALDI erledigt, sind die Preise der Lebensmittel mit etwa 10 – 30 % etwas teurer als in Deutschland. Restaurant-Besuche kosten etwa das Doppelte, weshalb ich nur zweimal Fondue essen war. Mit 200-250€/Monat für Lebensmittel kam ich gut zurecht. Den Nahverkehr in Genf konnte ich kostenlos nutzen. Sobald man alleine in der Schweiz mit Regionalzügen reisen möchte, wird es schnell teuer. Daher war ich im Zug oft mit der ESN-Gruppe oder einer Freundesgruppe unterwegs, was die Kosten enorm gesenkt hat. Die Freizeitkosten für Ausflüge, Eintritte, Konzerte, Startgebühren oder andere Einkäufe betrugen monatlich rund 300€.

Man kann fast überall bargeldlos mit Kreditkarte bezahlen. Hierbei als Währung immer CHF auswählen und nicht Euro, um keine höheren Wechselgebühren zu bezahlen. Ich würde CHF 200 an Bargeld empfehlen.

Leben an der Schule

An der Deutschen Schule Genf gibt es zwei Praktikumskoordinatoren, wovon eine auch meine Mentorin war. Insgesamt hat man zwei Mentorinnen, jeweils eine Mentorin pro Unterrichtsfach. Sie nahmen sich sehr viel Zeit, um mit mir pädagogische und fachliche Themen/Fragen zu besprechen. Aber auch alle anderen Lehrkräfte waren jederzeit offen für fachfremde Hospitationen und Gespräche, wovon ich sehr profitiert habe. Alle Lehrkräfte sind sehr motiviert, engagiert und interessiert. Am Vortag des Praktikumsstarts erhielt ich eine Schulhausführung und lernte das Kollegium kennen. Ich war in diesem Schulhalbjahr die einzige Praktikantin in der Sekundarstufe. Die ersten 2 Wochen des Praktikums hospitierte ich, danach folgten die ersten Unterrichtsversuche. Ich war sehr autonom und konnte meine Lehrkräfte, Klassen und auch Themen in Absprache frei wählen, in Hospitationen und Unterricht. Das gestaltete jede Woche unterschiedlich.

Die Deutsche Schule Genf vereint einen Kindergarten, Grundschule und Gymnasium, sodass Schüler*innen von 3 bis 18 Jahren auf einem Campus lernen und aufwachsen können. Man kann ganz einfach auch in den anderen zwei Bereichen hospitieren. Das Engagement von Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern macht viele außerunterrichtliche Veranstaltungen und Projekte für die gesamte Schulgemeinschaft möglich, sodass das Gefühl einer großen Familie entsteht.  

In der Sekundarstufe lernen ungefähr 230 Schüler*innen. Es gibt 2 Klassen pro Jahrgang und die Klassen sind mit rund 15 Schüler*innen recht klein. Das Gebäude ist sehr modern gestaltet, die Schüler sind ab Klasse 7 mit iPads ausgestattet und es gibt digitale Tafeln. Das alles sind ideale Bedingungen, um erste Unterrichtserfahrungen zu sammeln sowie verschiedene Methoden ausprobieren zu können.

Die Unterrichtssprache ist Deutsch, Fächer wie Geschichte und Geographie werden auch auf Französisch angeboten. Die Muttersprache der Schüler*innen ist meist Deutsch oder Französisch, viele Schüler*innen wachsen aber auch zweisprachig auf (Englisch, Spanisch…).

Es gibt ein breites Angebot an AGs, wobei ich als Biologie-Studentin einen Einblick in die Ecoschool-AG hatte. Ich konnte bei Geo-Exkursionen, Sporttagen und anderen Projekttagen unterstützen. Am Schuljahresende konnte ich in der Klassenfahrtwoche mit den beiden 5. Klassen „Genf entdecken“ und die Schüler außerhalb des Unterrichts kennenlernen: zwischen den Schülern in Netzen in den Bäumen schlafen, gemeinsames Rafting auf der Arve, Besuch der UN, Klassenfest und Baden im Léman.

Der wöchentliche „Lehrersport“ in der Schule bot eine super Gelegenheit, um die Lehrkräfte auf privater Ebene kennenzulernen.

Freizeit

Genf ist eine unglaublich vielfältige, internationale Stadt und sättigt die verschiedensten Interessen. Die Lage am See und zwischen dem Jura-Gebirge bietet viele Möglichkeiten für Outdooraktivitäten. So kann man beispielweise in der Freizeit wandern, Fahrrad fahren oder schwimmen gehen. Es gibt eine gute Beschilderung und mit der App „Schweiz Mobil“ hat man alle Wege und Touren im Sommer und im Winter auf einen Blick. Sport kann man weiterhin in Vereinen oder über die Universität treiben. Es gibt viele Rennen mit fantastischer Atmosphäre, wie den Genève Marathon.

Über die Gruppe “GoSocial” kann man täglich kostenfrei bei den unterschiedlichsten Aktivitäten, von Schach spielen bis hin zu Schneeschuhwanderungen, teilnehmen und Menschen aus aller Welt kennenlernen. Über die ESN-Gruppe kann man mit internationalen Studierenden Unternehmungen für wenig Geld erleben: Besuch der UN und des CERN in Genf, Chocolaterie, Unterwassersee und Therme, Wanderung auf den Rochers de Naye oder eine Train-Rallye durch die Schweiz.

Mit gespitzten Sinnen ist an jedem WE etwas in Genf los: kostenlose Veranstaltungen wie Buchfestival, Musikfestival, Uhrenwoche (bei der man eine Uhr selbst auseinander und wieder zusammenbauen kann), Nacht der Museen oder Fête de la Musique. Es gibt viele Museen, welche teilweise öffentlich zugänglich sind. Tickets für Oper und Theater kann man für nur CHF 20 ergattern, wenn man lang genug im Voraus bucht (etwa 2 Monate).

Im Sommer gibt es täglich 6 Uhr ein Konzert im Schwimmbad Bains de Paquis am Léman, man kann sich in der Rhône treiben lassen und das CinéTransat bietet kostenloses Freilichtkino mit See und Mont Blanc im Hintergrund.

Den (umstritten) höchsten Berg Europas kann man im Winter bei einem Tagesausflug zum Ski- oder Snowboardfahren in dem nur eine Stunde entfernten Chamonix in Frankreich bestaunen. Auch Annecy ist nicht weit entfernt.

Um nach meinem Praktikum die gesamte Schweiz zu erkunden, hat sich der Swiss Travel Pass für 8 Tage für mich sehr gelohnt: Atemberaubende Zugreisen, das Matterhorn, der italienischsprachige Teil der Schweiz im Tessin, die süße Hauptstadt Bern und auch ländliche Regionen. Auf der Suche nach Unterkünften habe ich verschiedenste ESN-Gruppen angeschrieben und kostenfrei in bester Gesellschaft in Studenten-WGs genächtigt.

In Genf gibt es viele verschiedene Anbieter für Französischkurse. Vergleichsweise günstig sind die Kurse der Volkshochschule. Ein 3-wöchiger Französisch-Intensivkurs im Anschluss an mein Praktikum an der Universität Genf hat mich spielerisch in der Sprache weitergebracht. Diese werden von A1-C2 auf allen Niveaus angeboten. Auch hier sollte man sich frühzeitig anmelden.

Kulinarisch kann ich den typischen Schweizer Käse (Appenzeller, Gruyère, Fondue) und Schweizer Schokolade empfehlen. Aber auch die französischen Einflüsse mit Croissants und Pain au Chocolat kann man genießen. Der Markt in Carouge bietet mit seinem südländlichen Charme viele Leckereien.

Allgemein

Anrufe können in der Schweiz ohne Roaming-Optionen sehr teuer werden. Ich habe die Reiseoptionen außerhalb der EU meines Mobilfunk-Anbieters genutzt.

Mit einem Fahrrad kommt man in der Stadt genauso schnell oder sogar schneller als mit öffentlichen Bussen und Straßenbahnen voran, welche meist aller 10 Minuten fahren. Außerdem kann man auf diesem Weg die ländliche Umgebung erkunden. Ohne Stipendium, finanzielle Ressourcen oder einen anderen Verdienst gestaltet sich der Aufenthalt finanziell eher schwierig.

Tipp: Es empfiehlt sich vor der Anreise oder zu Praktikumsbeginn einen kleinen Steckbrief mit den wichtigsten Informationen über sich im Lehrerzimmer auszuhängen. Das erleichtert das gegenseitige Kennenlernen.

Genf versammelt durch die vielen internationalen Organisationen wie UN und CERN die ganze Welt in einer Stadt. Es ist ein optimaler Ort, um Praxiserfahrung an einer deutschen Auslandsschule und interkulturelle Erfahrungen zu sammeln.

 

Viele weitere Eindrücke sind in folgendem Erfahrungsberichtpdf, 3 mb zu finden.